Archiv der Kategorie: Road to Zero

Bauen wie in der Zukunft

Es besteht wissenschaftlicher Konsens darüber, dass die Klimaänderung nicht mehr verhindert, sondern nur in ihrer Auswirkung gemindert werden kann. Höhere Temperaturen, längere Hitze- und Dürreperioden, häufigere Starkregenereignisse, Überschwemmungen und Starkwinde werden besonders einen massiven Einfluss auf die Bauwirtschaft haben. Selbst beim nachhaltigen Bauen wird in der Regel nach heutigen Maßstäben und Normen geplant und errichtet. bauXund hat gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur Wien (Institut für Meteorologie) ein interaktives Beratungsdesign für Unternehmen aus der Bau- und Immobilienwirtschaft entwickelt, das anhand einer Vielzahl an Daten die Klimazukunft deutlich darstellt und so Bauen wie in der Zukunft ermöglicht. Lukas Clementschitsch (bauXund) und Herbert Formayer (BOKU) präsentierten das neue Beratungsangebot und beantworten Fragen.

Gebäudelabels: für oder gegen den Klimaschutz?

Welche Verantwortung haben Zertifizierungsysteme für die Klimaschutzpolitik und wie muss sich die Gebäudebewertung verändern, damit sie CO2-Neutralität im Gebäudesektor als zentrale umweltpolitische Zielsetzung unterstützt? Welche Gebäudeausweise / Zertifikate unterstützen Klimaschutzpolitik, welche nicht? Diese Fragen behandelt Robert Lechner (ÖGNB, ÖÖI) und gibt zudem einen Überblick über die in Österreich verwendeten Systeme.

Grundsätzliches zu Gebäudelabels

Die Geschichte der Gebäudebewertungssysteme beginnt Mitte der 90er Jahre. BREEAM und LEED waren dabei Vorreiter der Entwicklung, im Rahmen der „International Green Building Challenge“ kamen bereits zur Jahrtausendwende mehrere andere Bewertungsansätze hinzu (Frankreich HQE, Japan Casbee, Österreich: TQB). In Deutschland wurde diese Entwicklung lange beobachtet, erst im Jahr 2009 kam es zur Gründung der DGNB und des gleichlautenden Bewertungssystems. Der Fokus der frühen Bewertungenssysteme lag eindeutig im Umweltbereich, wenngleich TQB und BREEAM sehr bald „umfassende“ Bewertungsansätze lieferten.

Klimaschutz als zentrale Aufgabe

Von der Immobilienwirtschaft werden Bewertungsansätze für Gebäude gerne „umfassend“ ausgerichtet, die Argumentationsbasis dafür liefert das Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit aus Wirtschaft, Sozialem und Umwelt. Hinzu kommt die Prozessqualität und technische Qualität. Diesem Zugang kann auch einiges abgewonnen werden, wenn Nachhaltigkeitsbewertungssysteme nicht dazu beitragen, die großen bereits erkennbaren und vor allem die künftig erwartbaren Herausforderungen an unsere Gesellschaft durch den Klimawandel durch Komplexität auf der einen Seite, durch Marketingziele aller Systeme auf der anderen Seite zu verharmlosen. Nachhaltigkeitsbewertungssysteme im Gebäudesektor müssen darauf ausgerichtet sein, den Beitrag von Gebäuden am Klimawandel bzw. ihr Eignung zur Bewältigung der Klimakrise zu dokumentieren.
Es ist deshalb unabdingbar, dass den Themen Energieeffizienz, Energiebedarf und Treibhauspotenzial bei Entstehung und Betrieb besonderes Gewicht gegeben wird. Diese Zielsetzung erfüllen unterschiedliche am Markt vorhandene Bewertungssysteme in äußerst unterschiedlichem Ausmaß.

Gebäudebewertung
Gebäudebewertung

 

KLIMAAKTIV

Gemessen an der absoluten Zahl der bewerteten Gebäude ist klimaaktiv in Österreich eindeutiger Spitzenreiter, gefolgt von ÖGNB und DGNB. Diese Marktpräsenz ist nicht zuletzt auch dadurch erklärbar, weil klimaaktiv als „nationales System“ von der öffentlichen Hand (BMLFUW) getragen wird. Gemessen an der Klimaschutzrelevanz der Systeme ist diese Vormachtstellung auch beruhigend: klimaaktiv hat einen eindeutigen Schwerpunkt auf Energieeffizienz und CO2-Reduktion im Bewertungsansatz implementiert.

klimaaktiv
klimaaktiv

Bis zu 50 Prozent des Bewertungsergebnisses hängen direkt mit Klimaschutz und Energieeffizienz zusammen. Erfüllt ein Gebäude nicht die Mindestkriterien im Bereich Energieeffizienz, dann kann es gar nicht deklariert werden: Daraus resultiert hohe Glaubwürdigkeit im Bereich des Klimaschutzes.

ÖGNB

Das Bewertungssystem der ÖGNB ist hinsichtlich der Kriterien zu 100 Prozent mit jenem von klimaaktiv kompatibel: Daraus resultiert indirekt die inhaltlich gleichwertige Berücksichtigung von Energieeffizienz und Vermeidung der Treibhausgase in beiden Bewertungsansätzen. Aus der Geschichte des ÖGNB-Bewertungsansatzes ergibt sich aber eine andere Gewichtung der Kriterien, hinzu kommt auch eine umfassende Berücksichtigung der Standort- und Ausstattungskriterien. Die ÖGNB ist auch die einzige Organisation, die Bestandsgebäude und Neubauten mit den gleichen Bewertungskriterien (und Gewichtungen) beurteilt: Daraus soll das Augenmerk auf die Hauptaufgabe im Gebäudesektor für die Bewältigung der Klimakrise gelegt werden und diese wird in der Optimierung des Bestands sein.

ÖGNB
ÖGNB

Nur Gebäude, die mindestens 90 Prozent Erfüllungsgrad aller Beurteilungskriterien einhalten, werden gesondert mit „ÖGNB Gold“ gewürdigt. Dadurch wird gewährleistet, dass kein Gebäude unter diesem Benchmarkwert herausragende Marketing-Möglichkeiten vorfindet und das kein Gebäude mit ÖGNB-Gold nicht auch beim hochwertigen klimaaktiv-Standard zumindest in Silber-Qualität erreichen kann.

BREEAM

Ein ähnlicher Zugang wird von BREEAM gesucht: Auch hier macht die Bewertungskategorie „Energy“ 20 Prozent des Bewertungsansatzes aus. Die Benchmark-Werte sind aber weitaus weniger ambitioniert, als dies bei klimaaktiv der Fall ist. Es ist davon auszugehen, dass lediglich „Outstanding-Gebäude“ vergleichbare Qualitäten wie klimaaktiv belegen können, wenngleich damit nicht gesagt ist, dass diese Gebäude weit über die Basiskriterien von klimaaktiv hinauskommen.

LEED

LEED gewichtet die Energiekriterien zwar mit 30 Prozent: Die Benchmarks sind aber leider allzu sehr an die in Nordamerika vergleichsweise „schlechten“ Standards angepasst. Nur wenige „Platin-Gebäude“ von LEED halten die klimaaktiv Basiskriterien ein.

Leed
Leed

 

DGNB

Die geringste Bedeutung von Energieeffizienz und Vermeidung von Treibhausgasen gibt das Bewertungssystem der DGNB: Lediglich rund 13,5 Prozent fallen grundsätzlich in diese Bewertungskategorie, wobei der direkte Energieverbrauch im Betrieb und damit die direkten Treibhausgasemissionen wahrscheinlich nur bei einem Drittel des Bedeutungsgewichts im Bewertungssystem liegen werden.

In Österreich erfüllen nur wenige DGNB-Gebäude (auch höchster Auszeichnungsstufen) die Basiskriterien von klimaaktiv. Dies liegt u.a. auch daran, dass dem Thema Energie und Klimaschutz vergleichsweise wenig Bedeutung zugemessen wird.

DGNB
DGNB

Entwicklung beim Wohnen & ökologische Gerechtigkeit

GRAFIK: Entwicklung Wohnen

Aus ökologischer Betrachtung verursachen mehr Haushalte – einmal dahingestellt ob energieeffizient oder nicht – mehr Energie und Emissionen. Die Prognosen zeichnen ein eindeutiges Bild: So soll die Zahl der österreichischen Haushalte von 3.798.300 im Jahr 2015 auf 4.498.000 im Jahr 2050 ansteigen. Die Zahl der Bewohner jener Haushalte nimmt aber weiter ab: Während 1900 noch 4,6 Personen gemeinsam wohnten, sind es jetzt nur noch 2,2 Personen. Zugleich explodiert die Zahl der Einpersonenhaushalte: 2030 werden sie laut Statistik Austria österreichweit mit 1,66  Millionen um 25,1 Prozent mehr sein als mit 1,32 Millionen anno 2011.  Somit steigt auch die Wohnfläche pro Person – in den letzten Jahrzehnten um ein Drittel: 1971 betrug die durchschnittliche Wohnfläche eines Hauptwohnsitzes 66 Quadratmeter, 2014 bereits 99,7 Quadratmeter. In Einzelpersonen ausgedrückt: 1971 begnügten sich jeder Österreicher noch mit durchschnittlich 22,9 Quadratmeter pro Person, 2014 ist die Wohnfläche pro Person auf 44,7 Quadratmeter angewachsen. Tendenz steigend: Im Vergleich der Hauptwohnsitze nach Nutzfläche von 1991 bis 2015 zeigt sich eine starke Abnahme kleiner Wohnungen bis 45 Quadratmeter, wohingegen die Zahl großer Wohnflächen ab 130 Quadratmeter von 402.300 auf 918.000 gesprungen ist.

GRAFIK: Entwicklung Wohnen

 

Podiumsdiskussion Road to Zero V – „Wie wir die Klimaziele erreichen“

Road to Zero V – 500 Tage nach Paris

„Wie wir die Klimaziele erreichen“

Im Dezember 2015 beschlossen 195 Mitgliedsstaaten der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) das völkerrechtlich bindende, sogenannte Paris-Abkommen. Experten diskutieren, wie wir die Klimaziele im heimischen Gebäudesektor erreichen können.

Am Podium (Foto):

Wolfgang Amann, IIBW – Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen
Günter Lang, Passivhaus Austria
Robert Lechner, ÖGNB – Österreichische Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen, ÖÖI – Österreichisches Ökologie Institut
Moderation: Gisela Gary, Journalistin Bauwirtschaft und Architektur

Energie-Effizienz & Energieträger für Raumwärme

Zum Thema lesen Sie bitte unbedingt auch den Fachkommentar von Robert Lechner!

Um die schlimmsten Konsequenzen des Klimawandels zu verhindern, gilt es die globale Erwärmung bei 1,5 Grad Celsius zu stoppen bzw. mindestens unter zwei Grad zu halten. Mit dem Klimaschutzabkommen von Paris 2016 gibt es dazu erstmals ein weltweites Agreement. Ob entsprechende Maßnahmen noch rechtzeitig gesetzt werden können und diese auch ausreichen, steht auf einem ganz anderen Papier.

Auch in Österreich sind rasche politische Maßnahmen erforderlich, soll die Energiewende gelingen. Gefordert sind einerseits der 100-prozentigen Umstieg auf erneuerbare Energieträger bis spätestens 2050, andererseits die Eindämmung des Heizwärmebedarf durch gesteigerte Energieeffizienz der Gebäude um mindestens 30 Prozent bis 2030 sowie 50 Prozent bis 2050.

Einsparung durch Energieffizienz

Im Bereich der Haushalte stellt die Raumwärme mit rund zwei Dritteln des heimischen Endenergieverbrauchs im Jahr 2014 die wichtigste Energienutzung dar. Zugleich ist der Gebäudesektor neben dem Verkehr jener Bereich, der überhaupt entscheidendes Handlungsspielraum bietet. Denn es stehen Österreich – wollen wir die Klimaziele erreichen – künftig insgesamt nur 8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent zur Verfügung. Von Einsparungen zeigt sich bisher jedoch nichts: Zwar blieben die Verbrauchswerte im letzten Jahrzehnt halbwegs stabil, 2014 lagen sie jedoch abermals um vier Prozent über dem Niveau von 2005.

Der wesentliche Faktor bei der Einsparung von Heizenergie ist die thermische Sanierung des Altbestandes an Gebäuden. Auch hier ist keine Bewegung erkennbar. Die Sanierungsrate der letzten Jahre lag deutlich unter einem Prozent. Das bedeutet, dass es 70 bis 100 Jahre dauert, bis alle bestehenden Gebäude thermisch saniert wurden. Politische Signale der letzten Monate lassen sogar Rückschritte beim Klimaschutz erkennen: Der Mittel des Sanierungsschecks wurden abermals gekürzt, einige Länder kehren weitgehenden ökologischen Kriterien bei der Wohnbauförderung den Rücken.

Sanierungsrate

Umstieg auf Erneuerbare

Und auch beim Energieträgermix zeigen sich nur mäßige Tendenzen weg von den fossilen Brennstoffe Öl und Gas. Zwar wird in Österreich inzwischen verstärkt klimaneutral mit Holz geheizt (27,5 Prozent im Jahr 2014, Statistik Austria), jedoch stieg die Nutzung von Gas in den letzten Jahren sogar an (22,8 Prozent) und auch Heizen mit Öl (19,9 Prozent) ist längst nicht aus den Haushalten verbannt. Im Gegenteil: Vielfach wird der Wechsel zu einer neuen Ölheizung sogar immer noch gefördert. Erst mit deutlichem Anstand folgen Fernwärme (14,6 Prozent), Pellets & Co (6,2 Prozent), Strom (5 Prozent), Wärmepumpen (2,2 Prozent) und Solarwärme (1,3 Prozent). Und selbst Kohle wird noch zum Heizen genutzt, wenn auch mit 0,6 Prozent nur noch gering.

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Energieversorgung Österreichs

Der gesamte Bruttoinlandsverbrauch Österreichs setzt sich nach aktuellsten Zahlen (Jahr 2014) wie folgt zusammen: Öl (36,6%), Gas (19,5%), sonstige Erneuerbare (19,5%), Wasserkraft (10,7%), Kohle (9,1%), brennbare Abfälle (2,1%). Die inländische Primärenergieerzeugung trägt derzeit nur mit 37,1 Prozent zur Deckung des Bruttoinlandsverbrauches bei.

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Die Grafik zeigt Primärenergieerzeugung, Energieimporte und Gesamtenergieverbrauch in Petajoule PJ, 2014 (ohne Exporte). Dies ist eine Darstellung der Gesamtsituation in Österreich – nicht zu verwechseln mit Teilbereichen wie Endkonsumenten- oder Stromerzeugungsstatistiken. Inkludiert sind hier auch Verbrauche von Industrie etc.

Energieträger im Vergleich

Eine Analyse des wissenschaftlichen Dienstes des deutschen Bundestages „CO2-Bilanzen verschiedener Energieträger im Vergleich“ kommt zu folgendem Schluss: „Zusammenfassend bleibt zunächst festzuhalten, dass zuverlässige Auskunft über die „Klima-Freundlichkeit“ verschiedener Energieträger nur von vollständigen Lebenszyklus-Analysen zu erwarten sind, die neben dem Betrieb des Kraftwerks auch die Rohstoffgewinnung, den Kraftwerksbau und die Entsorgung möglicher Rückstände berücksichtigen. Doch auch im Rahmen solcher Analysen hängt die CO2-Bilanz jedes Energieträgers in gewissem Maße von den detaillierten Bedingungen der Herstellung, des Kraftwerksbetriebs und weiteren Umständen ab. Genaue (absolute) Zahlenwerte – sei es für die emittierte CO2-Menge pro erzeugter Kilowattstunde Strom oder für Energie-Rücklaufzeiten – sind daher nur begrenzt zuverlässig. Mit größerer Sicherheit lässt sich jedoch eine (relative) Rangfolge der „klimafreundlichsten“ Energieformen angeben. Diese weist einen Rest an Unsicherheit nur in der „Spitzengruppe“ auf, wo nicht immer einfach zu entscheiden ist, welche von zwei CO2-armen Energiearten tatsächlich die CO2-ärmere ist. Zu dieser Spitzengruppe zählen diverse Formen der erneuerbaren Energien, aber auch die Kernkraft.“

Die österreichische Energieagentur kommt bei Ihrer Öko-Bewertung der Heizmaterialien zu folgendem Schluss: „Eindeutig am emissionsärmsten sind die untersuchten Biomassesysteme auf Basis von Scheitholz oder Pellets. Die höchsten CO2-Emissionen weisen die auf fossilen Energieträgern basierenden Öl- und Gas-Brennwertsysteme auf. Gegenüber Scheitholz liegen die CO2–Emissionen des Öl-Brennwertsystems um bis zu 43-fach höher (bis zu 10 t CO2/a). Ähnlich wie bei den Voll- und Energiekosten spielt auch hier die thermische Qualität des Gebäudes eine wichtige Rolle. Im Vergleich zum thermisch unsanierten Gebäude liegen die jährlichen CO2-Emissionen des thermisch sanierten Einfamilienhauses im Durchschnitt um 45 % niedriger, beim Neubau sogar um 56 %.“

Aufgrund vorliegender Bewertungen können die Heizsysteme bzw. Energieträger wie folgt eingeteilt werden:

Ökologisch sinnvolle Heizsysteme

Hocheffiziente Fernwärme bzw. mit Biomasse
Wärmepumpen mit Ökostrom
Elektroheizung mit Ökostrom
Solaranlage
Holz, Pellets etc.

Ökologisch mäßig zufriedenstellende Heizsysteme
Fernwärme allg.
Wärmepumpen mit Strommix

Ökologisch abzulehnende Heizsysteme
Brennwert-Gasheizung
Ölheizung
Elektroheizung mit Strommix
Kohleofen

Hinweise zur Wahl des Heizsystems

Fernwärme
Nützen Sie einen vorhandenen Fernwärmeanschluss ans Biomasseheizwerk. Damit heizt man platzsparend und bequem zu gleichen Vollkosten wie mit einem eigenen Heizkessel. Entscheidend bei der Fernwärme sind aber die zur Energieerzeugung genutzten Materialien. Nicht immer wird in den Anlagen Biomasse verbrannt. In der Regel werden hier aber ökologisch sinnvolle Synergien mit Abfallwirtschaft oder Industrie genutzt. Zu kritisieren ist die Einschränkung eines Anbieterwechsels. Hocheffiziente Fernwärme mit Kraftwärmekopplung KWK gilt als ökologisch sinnvoll, wenn sie zur Stromproduktion bei gleichzeitiger Abwärmenutzung verwendet wird.

Holz & Co
Alle Arten von Holzheizungen sind von den Energiekosten her günstig und ökologisch empfehlenswert. Zu bedenken ist jedoch auch die Herkunft der Biomasse. Holz oder Pellets mit langen Transportwegen verursachen zusätzliche CO2-Emissionen. Zudem muss eine volkswirtschaftlich stark zunehmende Nutzung in Hinblick auf Ressourcenschonung skeptisch betrachtet werden.

Eine moderne Holzheizung kann vollautomatisch arbeiten, wenn ein Lagerraum vorhanden ist. Es gibt sie als Stückholzheizung, Pelletheizung oder Hackschnitzelheizung. Hackschnitzel sind aber nur bei Gebäuden mit hohem Energiebedarf rentabel.

Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung
Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung sorgen rund um die Uhr automatisch für frische, reine und angenehm temperierte Luft. Korrekt ausgeführt sind sie zugfrei und lautlos. Der Einbau qualitativ hochwertiger Anlagen bringt viel Komfort und spart Energie.

Wärmepumpen
Bei strombetriebenen Anlagen wie Wärmepumpen gilt natürlich die Nutzung von echtem Ökostrom, um entsprechen ökologisch positiv bilanzieren zu können. Strom ist die hochwertigste Energieform, die angesichts des wachsenden Verbrauchs sparsam einzusetzen ist. Wärmepumpen brauchen gerade im Winter Strom, wo er großteils aus fossilen Quellen stammt und importiert werden muss. Nur effiziente Wärmepumpen, die etwa viermal so viel Wärme erzeugen wie sie an elektrischer Energie brauchen, sind ökologisch empfehlenswert.

Auch Wärmepumpen arbeiten mit erneuerbarer Energie, da sie einen Teil der Energie aus der Umwelt beziehen, also zum Beispiel aus der Luft oder dem Erdreich. Wärmepumpen laufen nur bei niedrigen Vorlauftemperaturen und deshalb nur in gut gedämmten Häusern effizient. Generell sind Erdreich- oder Wasserwärmepumpen effizienter als Luftwärmepumpen. Luftwärmepumpen sind aus diesem Grund nur für Häuser der Energieeffizienzklasse A und besser empfehlenswert.

Stromheizungen
Der Einbau von Stromheizungen als Hauptheizsystem ist etwa in Niederösterreich laut Bauordnung verboten. In jedem Fall sollte nur echter Ökostrom Anwendung finden.

Solaranlagen
Thermische Solaranlagen eignen sich besonders gut zur Warmwasserbereitung, aber auch zur Heizungsunterstützung. Dazu kann auch ein großer, thermisch isolierter Wassertank als Speicher genutzt werden.

Bauteilkativierung zum Wärmen und Kühlen
Massivbaugebäude können die Betonmasse zur Speicherung von Wärme und auch Kälte nutzen. Dazu werden vorzugsweise in der Decke Wasserleitungen verlegt, die entsprechend des gewünschten Raumklimas für anhaltende Wärme oder Kühlung sorgen. Inzwischen kann das System auch mit Wind- oder Solarkraft genutzt werden.

 

 

 

Nachhaltige Wünsche an die öffentliche Hand

Grundsätzlich sollten Bund und Länder mit gutem Beispiel voran gehen, wenn es um Planung und Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen geht. Wo steht Österreich hier?  „300 Tage nach Paris“ befasste sich die ÖGNB Österreichische Gesellschaft für nachhaltiges Bauen und die Medienstelle für Nachhaltiges Bauen mit der Rolle und Verantwortung der öffentlichen Hand für die Umsetzung der Klimaschutzziele im Gebäudebereich. Am 4. November tritt das Klimaabkommen in Kraft.

 

„Vier Prozent aller österreichischen Gebäude – 22 Prozent aller Bürogebäude, 30 Prozent der Gebäude für Verkehr, Kultur, Freizeit oder Bildung sowie 2,5 Prozent der Wohngebäude – befinden sich in direktem Eigentum von Bund, Länder oder Gemeinden – ohne ausgelagerte Institutionen mitzurechnen. Aus meiner Sicht hat die öffentliche Hand größten Einfluss auf den Gebäudesektor. Das Ziel muss sein: 2050 weitestgehend CO2-neutral zu sein. Der Gebäudesektor hat beste Voraussetzungen das zu erreichen“, stellt Robert Lechner von der ÖGNB fest.

„Im Gebäudebereich passiert recht viel, es sind die Technologien und das Know-how vorhanden – und trotzdem hebt die Nachhaltigkeit im Baubereich nicht so richtig ab“, meint Monika Auer von ÖGUT, Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik. Ihre Wünsche an die öffentliche Hand: „Es braucht ein Ziel und man muss auch Stimmung dafür machen. Man muss einen gesellschaftlichen Diskurs führen: Energieeffizienz und nachhaltiges Bauen kostet nicht nur, es bringt auch einen Nutzen.“

„Die globale Erwärmung soll deutlich unter zwei Grad Celsius und maximal auf 1,5 Grad reduziert werden. Mit den derzeitigen Zusagen der Staaten kommen wir dort aber nicht hin, sondern etwa auf 2,7 Grad. Seit 2005 gibt es eine Reduktion der Treibhausgase in Österreich, der Trend ist aber wieder durchbrochen: 2015 hatten wir wieder 2,3 Prozent mehr Emissionen. Wir haben einfach keine wirklich funktionierende Klimaschutzpolitik. Es braucht klare Ziele“, attestiert Johannes Wahlmüller von Global 2000. Was ist zu tun? „Es gibt Emissionen, die schwer vermeidbar sind, etwa in der Landwirtschaft. Im Gebäudebereich ist dagegen viel möglich, alle Technologien sind vorhanden. Man müsste bis 2050 den gesamten Gebäudebestand durchsanieren. Dafür bräuchten wir eine Sanierungsrate von drei Prozent, von der wir aber weit entfernt sind. Beim Neubau müsste man in Richtung Passivhaus-Standard kommen. Die Heizsysteme müssen künftig auf Basis erneuerbarer Energien laufen. Außerdem braucht es steuerliche Anreizsysteme. Dann kann es auch gelingen, dass die Ziele erreicht werden.“

„Ein ganz wesentlicher Teil der Bebauungsflächen stammen von der öffentlichen Hand, vor allem von der Gemeinde“, erklärt der Vorarlberger Bauexperte Karl Torghele, Firma Spektrum, und thematisiert die Kleinstrukturierung Österreichs: „Eine Vorarlberger Gemeinde hat durchschnittlich 3.300 Bewohner und deren Bürgermeister haben im Allgemein vom Bauen keine Ahnung. Weder das rechtliche noch das technische Basiswissen ist vorhanden.“ Durch ein gemeinsames Projekt mit dem Umweltverband bei dem eine Komplett-Beratung angeboten wird, konnte erreicht werden, dass seit 2011 90 Prozent aller Gebäude diesen Qualitätssicherungsprozess durchlaufen. Torghele betont: „Der Bürgermeister ist als Konsument und Endverbraucher zu verstehen. Wenn ich dem erkläre er bekommt eine gesunde Schule, fangen bei dem die Augen an zu leuchten. Dann kann ich ihn in diesem Moment auch überzeugen, dass er eine Lüftungsanlage einbaut. Und wenn dann auch noch das Thema regionale Wertschöpfung transparent wird, haben Sie den Bürgermeister auf Ihrer Seite. So ist aus der Schwäche der Kleinstrukturierung eine Stärke entstanden.“

„China hat nicht aus Gründen eines Kommitments den Klimazielen zugesagt, sondern die haben einfach eine miese Luft, die ihnen langsam ausgeht. Die machen das aus Bedrängnis. Bei uns ist die Bedrängnis offenbar noch nicht so groß. Nach wie vor kann mit Beschneiungsanlagen das Wichtigste gerettet werden“, meint Christian Pöhn von der Stadt Wien, MA39. Er erinnert an die Komplexität der Nachhaltigkeit: „Eine Umstellung auf Erneuerbare wird niemand bestreiten, das ist das Ziel. Aber die Frage ist wie das Ganze dann funktioniert. Es braucht eine Diskussion darüber was machbar ist. Wir müssen unbedingt die Zahl der Informierten erhöhen.“ Ab 2019 darf die öffentliche Hand ausschließlich Niedrigstenergiegebäude errichten, für Pöhn ein zweischneidiges Schwert: „Man sollte darüber nachdenken, wie viele Häuser überhaupt noch errichtet werden sollen. Und: Ob das Niedrigstenergiegebäude um zwei Prozent unter- oder überboten wird, ist schnurzegal. Entscheidend ist wie viele Bestandsgebäude wir auf ein vernünftiges Niveau sanieren können. Wir sollten sanieren, aber nicht drei Prozent, sondern hoffentlich das, was zu sanieren notwendig ist. Nachhaltig ist es, wenn eine Maßnahme getroffen wird zu einem Zeitpunkt, wo sie getroffen werden muss. Wenn sowieso Kosten entstehen und Aufwände abgezogen werden können. Wir sollten die Dinge wahrnehmen, die gut funktionieren: Etwa bei Einfamilienhäusern fördern, im städtischen Bereich Kompaktheiten und günstige Energieträger nutzen sowie insgesamt über Energieraumplanung nachdenken.“

Wortmeldungen stark gekürzt.

General-Sanierung Parlament mit Gold von ÖGNB und klimaaktiv ausgezeichnet

Gold-Auszeichnung erstmals für ein Gebäude mit besonders hohen Anforderungen an den Denkmalschutz vergeben. Nachhaltigkeit kein Widerspruch zu Baukultur.

Bereits im Jänner 2014 wurde nach einem Hearing von der Parlamentsdirektion in Abstimmung mit der Projektsteuerung zur Generalsanierung des Parlamentsgebäudes entschieden, dass das Parlamentsgebäude sowohl nach den für Klimaschutz besonders anspruchsvollen Kriterien der Klimaschutzinitiative klimaaktiv des Umweltministeriums als auch nach den auf das Forschungsprogramm Haus der Zukunft des BMVIT zurückzuführenden umfassenden Qualitätskriterien der ÖGNB – Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen geplant und errichtet werden soll.

Im Oktober 2016 ist nun ein wichtiger Meilenstein dieser externen Qualitätssicherung und Nachhaltigkeitsbewertung umgesetzt: Das künftige Parlamentsgebäude erhält von klimaaktiv und ÖGNB für die vorliegende Planung die Auszeichnung „klimaaktiv GOLD“ und „ÖGNB Gold“, welche erstmals für ein Gebäude mit besonders hohen Anforderungen an den Denkmalschutz vergeben wurden.

„Gerade in Tagen wie diesen zeigt die Sanierung des Parlamentsgebäudes, dass auch denkmalgeschützte Bauwerke einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten können. Das Parlament wird dadurch zur „Botschafterin für Nachhaltiges Bauen“ und sendet ein wichtiges Signal an jene, die am Pariser Klimaschutzabkommen Zweifel anbringen. Es ist mir eine Freude, dass die ÖGNB und klimaaktiv dabei gemeinsam mit allen an der Planung Beteiligten für Qualitätssicherung und Nachhaltigkeit sorgen.“ – Robert Lechner, ÖGNB

Es ist besonders erfreulich, dass durch das vorliegende Sanierungskonzept belegt werden kann, dass historisch-architektonische Qualitäten sehr gut auch mit strengen Anforderungen an Nachhaltigkeit, Umwelt und Klimaschutz in Einklang gebracht werden können. Bei der Parlaments-Sanierung kommt dies beispielsweise durch eine spürbare Reduktion des Energieverbrauchs und eine deutliche Steigerung im Bereich des Komforts und der Behaglichkeit für die Nutzerinnen und Nutzer des Gebäudes zum Ausdruck. Die Basis dafür ist eine frühzeitige Einbeziehung von Nachhaltigkeitszielen in den Planungs- und Entscheidungsprozess und dafür ist in Anbetracht des herausragenden Ergebnisses allen Beteiligten großer Respekt zu zollen.

Dem Beispiel des Parlamentsgebäudes sollen möglichst viele andere historische Gebäude folgen: Nachhaltigkeit und Klimaschutz stehen nicht im Widerspruch zu höchsten Anforderungen an die Baukultur, sie ergänzen einander.

Folgende Qualitäten sind aus Sicht der Nachhaltigkeitsbewertung besonders hervorzuheben:

  • Energieeffizienz: Der Heizenergiebedarf kann gegenüber dem Bestand um mehr als 60 Prozent reduziert werden; für ein denkmalgeschütztes Gebäude ein herausragend guter Wert.
  • Haustechnik, Beleuchtung: Im Bereich der technischen Ausstattung werden modernste und damit besonders energieeffiziente Systeme eingesetzt. So gelingt es, dass trotz einer deutlichen Erweiterung der Nutzflächen der Energiebedarf des Gebäudes geringer sein wird als vor der Sanierung.
  • Behaglichkeit und Komfort: Die thermische Behaglichkeit wird im Sommer und im Winter deutlich besser sein als zuvor.
  • Gesundheit, Qualität der Innenraumluft: Schadstoffbegehung vor Baubeginn, Produkt- und Chemikalienmanagement samt Auswahl unbedenklicher Materialien sorgen für die Erfüllung höchster Ansprüche bei der Qualität der Innenraum.
  • Barrierefreiheit: Bislang unerschlossene Allgemeinbereiche des Parlaments werden künftig barrierefrei erreichbar sein.

Robert Lechner, Leiter des Österreichischen Ökologie-Instituts und Vorsitzender der ÖGNB anlässlich der Übergabe der Planungszertifikate an Nationalratspräsidentin Doris Buris und im Beisein der Generalplaner Jabornegg & Pálffy (Architektur) und AXIS Ingenieurleistungen ZT GmbH sowie von Umweltminister Andrä Rupprechter, der die klimaaktiv-Auszeichnung übergab: „Gerade in Tagen wie diesen zeigt die Sanierung des Parlamentsgebäudes, dass auch denkmalgeschützte Bauwerke einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten können. Das Parlament wird dadurch zur „Botschafterin für Nachhaltiges Bauen“ und sendet ein wichtiges Signal an jene, die am Pariser Klimaschutzabkommen Zweifel anbringen. Es ist mir eine Freude, dass die ÖGNB und klimaaktiv dabei gemeinsam mit allen an der Planung Beteiligten für Qualitätssicherung und Nachhaltigkeit sorgen.“

Bilder:

ÖGNB Gold Parlament

Plakette Parlament Planung

Fotos: ÖGNB

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EVENT „ROAD TO ZERO – 300 TAGE NACH PARIS“

Die
Österreichische Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen ÖGNB
und die
Medienstelle für Nachhaltiges Bauen
luden ein zu

Road to Zero – 300 Tage nach Paris

„Nachhaltig Bauen – Verantwortung der öffentlichen Hand“

am

Freitag, 7. Oktober 2016, 14 Uhr
in den Räumlichkeiten der
IG Architektur, Gumpendorfer Straße 63 B, 1060 Wien
Eintritt frei, Anmeldung erforderlich unter medienstelle@nachhaltiges-bauen.jetzt

Am Podium:
Monika Auer, ÖGUT
Christian Pöhn, Stadt Wien MA39
Karl Torghele, Spektrum – Zentrum für Umwelttechnik und -management GmbH
Johannes Wahlmüller, Global 2000
Robert Lechner, ÖGNB, ÖÖI – Moderation

Nachhaltig Bauen – Verantwortung der öffentlichen Hand

„300 Tage nach Paris“ befasst sich die bei der ÖGNB eingerichtete Medienstelle für Nachhaltiges Bauen mit der Rolle und Verantwortung der öffentlichen Hand für die Umsetzung der aus COP21 Paris resultierenden Klimaschutzziele im Gebäudebereich.

Bereits aufgrund vorhandener EU-Bestimmungen im Rahmen der EU-Gebäuderichtlinie wird der Handlungsbedarf deutlich: Spätestens ab dem 1.1.2019 müssen alle neu errichteten Gebäude grundsätzlich den Anforderungen von Niedrigstenergiegebäuden entsprechen; viel Aktivität ist hier bislang nicht zu bemerken. Unabhängig davon: Grundsätzlich sollten Bund und Länder mit gutem Beispiel voran gehen, wenn es um Planung und Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen geht. Wo steht Österreich hier? Welche Strategien werden verfolgt? Welche Rolle hat der Bund, welche die Länder und Gemeinden?

„300 Tage nach Paris“ werden in gewohnt fundierter Form Hintergründe aufgezeigt, der Status Quo beschrieben und empfehlenswerte Ansätze der Öffentlichkeit vorgestellt.

Anmeldung:

Medienstelle für Nachhaltiges Bauen/ÖGNB
medienstelle@nachhaltiges-bauen.jetzt, www.nachhaltiges-bauen.jetzt/road-to-zero
Diese Information wird über mehrere Verteilerlisten ausgesendet, wir entschuldigen uns für Mehrfachzusendungen!

Zersiedelung und die graue Energie

Im Rahmen der Studie „Zu EnergieRelevanten Aspekten der Entstehung und Zukunft von Siedlungsstrukturen und Wohngebäudetypen in Österreich“ wurde die graue Energie nach Siedlungs- und Gebäudetypen analysiert und errechnet. Fazit: Ein Einfamilienhaus in Streusiedlungslage erfordert aufgrund notwendiger Infrastruktur einen enormen Einsatz grauer Energie.

Zersiedelung Graue Energie

Die Modellierung zeigte, dass vor allem Streusiedlungen einen hohen Einsatz an Grauer Energie erfordern und diese im Besonderen für die Errichtung von Straßen und Infrastrukturleitungen aufgewandt wird. Bei Einfamilienhäusern in Streusiedlungslage übersteigt der Energiebedarf für die Errichtung der Infrastruktur den Energiebedarf für die Errichtung des Gebäudes deutlich. Bei den beiden Mehrfamilienhaustypen (drei und sieben Geschoße) sind die Werte für den Bereich Straße & Leitungen in etwa gleich hoch.

Inkludiert man den Energieaufwand für Instandhaltungsarbeiten und rechnet die Graue Energie auf 100 Jahre, werden die Unterschiede zwischen den Wohnsiedlungsformen noch deutlicher: Das Einfamilienhaus in Streulage kommt auf 1178.471 kWh/100 Jahre, Einfamilienhaus 702.331 kWh / 100 Jahre. Wohnbau dreigeschoßig schlägt mit 276.295 kWh zu Buche, der siebengeschoßige mit 264.089 kWh.
Mehrfamilienhäuser (drei und sieben Geschoße) benötigen demnach weniger als 25 % der für Einfamilienhäuser in Streulage aufgewandten Grauen Energie.

Im Jahr 1970 war der Energieverbrauch im Betrieb so hoch, dass die Graue Energie zur Herstellung mit 7 bis 19 % des Gesamtenergiebedarfs vergleichsweise unbedeutend war. Dagegen betrug der Anteil an Grauer Energie im Jahr 2010 zwischen rund 24 und 48 % des Gesamtenergiebedarfs bzw. 50 % bei Gebäuden in Passivhausbauweise und ist damit nicht vernachlässigbar. Auch absolut gesehen ist die Graue Energie für alle Gebäudetypen 2010 deutlich höher als 1970. Für Einfamilienhäuser in Streulage ist der Bedarf an Grauer Energie etwa gleich hoch wie für den Betrieb. Zusätzlich dazu ist bei Einfamilien-Passivhäusern der Gesamtenergiebedarf, bedingt durch den Mehraufwand in der Erschließung (es gibt keinen „Passiv-Straßenbau“), höher als für Mehrfamilienwohnhäuser nach derzeit gefordertem Mindeststandard.

EVENT „Road to Zero – 200 Tage nach Paris“ – „Sinnvolle Förderungen – Neue Kriterien“

Road to Zero – 200 Tage nach Paris – Podiumsdiskussion am 29. Juni

 GESAMTTEXT als PDF


O-Ton der Vorträge & Diskussion:

Vortrag Robert Lechner Präsentation

      O-Ton Vortrag Lechner

Vortrag Angela Köppl Präsentation

      O-Ton Vortrag Koeppl

Diskussion Angela Köppl (WIFO), Robert Lechner (ÖGNB), Alexandra Amersdorfer (KPC) (v.l.)

      Diskussion

Gruppenfoto

Angela_KöpplRobert LechnerAlexandra_Amerstorfer

 


Pressetext:

Sinnvolle Förderungen – Neue Kriterien

Kurzfassung aus bisherigen Statements und Studien – eine Zusammenfassung der Veranstaltungen, O-Tonaufzeichnung, Bilder etc folgen auf dieser Webseite der Medienstelle.

Klimaschutz: Welche Finanzinstrumente brauchen wir? Und welche wirklich gar nicht?
200 Tage nach der Klimakonferenz in Paris weist noch wenig darauf hin, dass in Österreich Klimaschutz wirklich ernst genommen wird. Dieser Eindruck entsteht vor allem dann, wenn es ums liebe Geld geht. Ganz im Gegenteil: Eine WIFO-Studie zeigt auf, dass Förderungen von bis zu 4,7 Mrd. Euro jährlich sogar negative Klimaeffekte haben. Die Mittel des Sanierungsschecks wurden heuer wieder deutlich gekürzt. Einige Länder wenden Nachhaltigkeits-Kriterien bei Förderungen gezielt den Rücken zu. Und immer mehr Teile der Bauwirtschaft vertreten die Ansicht, dass bereits genug getan wurde. Spielt in der Wohnbauförderung Umwelt- und Klimaschutz überhaupt noch eine Rolle?

Förderkriterien zu 100 Prozent auf Klimaschutzziele ausrichten
„Zur effizienten Umsetzung der „Road to Zero“ bedarf es nicht nur der entsprechenden Rahmenbedingungen wie z.B. der Förderinstrumente wie die Wohnbauförderung oder den Sanierungschecks sondern auch Kriterien, die 100%tig auf die Klimaschutzziele ausgerichtet sind und die Innovationen in diesem Bereich beflügeln“, stellt Hildegund Mötzl, vom Institut für Bauen und Ökologie IBO sowie Leiterin des ACR-Schwerpunkts „Nachhaltig Bauen“ fest. Und: „Keinesfalls darf unter dem Deckmantel des leistbaren Wohnens am Klimaschutz gespart werden, denn dies wird, über den Lebenszyklus der Wohnung gerechnet, sehr viel teurer und verfehlt die Road to Zero.“

In Hinblick auf das Pariser Abkommen ist die aktuelle heimische Entwicklung sogar zu hinterfragen. Monika Auer und Inge Schrattenecker von der Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik ÖGUT: „Pünktlich zur Ratifizierung des Pariser Klimaabkommens kündigen die Bundesländer an, sich bei der Wohnbauförderung zum Thema Energieeffizienz künftig an den Bauordnungen zu orientieren und keine weitergehenden Anforderungen mehr zu stellen.“ Die Argumente: Geld gibt es am freien Markt günstiger als beim Land; die Kontrollen der Einkommen über die Laufzeit mit drohenden Rückzahlungen bei Überschreitungen der Einkommenshöchstgrenze und die hohen Energieeffizienzstandards. Dazu Auer und Schrattenecker unisono: „Dass man „günstiger“ baut, wenn man keinen besonderen Wert auf Energieeffizienz legt, ist mittlerweile widerlegt. Im Paris Agreement steht zudem nicht, dass wir die Klimaerwärmung nur dann bei 2° C begrenzen wollen, wenn das billiger ist als alle Alternativen.“

„Wollen wir das Klimaziel von 1,5 Grad, das auf der Klimakonferenz in Paris 2015 ins Visier genommen wurde, erreichen, müssen Förderungen, Subventionen und Bauordnungen gleichermaßen zukünftig auch hinsichtlich ihrer Umwelt- und Klimaeffekte bewertet werden. Heute neu gebaute oder sanierte Gebäude werden frühestens 2056 wieder energetisch verbessert. Daher ist ab sofort der energetisch beste Standard erforderlich“, ist Günter Lang von Passivhaus Austria überzeugt.

„Solange es für die Sanierung in Österreich keine streng einzuhaltenden thermisch-energetischen Standards über das Ordnungsrecht gibt, hat Wohnbauförderung die zentrale Aufgabe, deutliche Anreize für den klimatauglichen und sozial verträglichen Umbau des Wohngebäudebestandes zu leisten“, fordert auch Franziska Trebut (ÖGUT) umweltrelevante Förderkriterien.

Empfehlung: sofortige Ausarbeitung eines Mehrsäulen-Modells
„Gebäude mit geringerer Dichte rutschen derzeit durch den Rost: Einfamilienhäuser dürfen beim Niedrigstenergiegebäude ebenso wie der Sanierung mehr als doppelt so viel Energie für Heizung pro Quadratmeter verbrauchen, als Geschoßwohnungsbauten. Dass muss in Zukunft heftig hinterfragt werden. Vor allem auch deshalb, weil bislang österreichweit knapp 60 Prozent der gesamten Wohnflächen im Ein- und Zweifamilienhaus realisiert wurden. Das Fördersystem der Zukunft muss hocheffiziente Wohnbauten unterstützen, gleichzeitig den Flächenverbrauch pro Kopf reduzieren und die Restenergie mit erneuerbaren Energieträgern bereitstellen“, stellt Robert Lechner von der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen ÖGNB fest – und: „Ich empfehle die sofortige Ausarbeitung eines Mehrsäulen-Modells (Details siehe Kommentar) mit Schwerpunkten Effizienz (Passivhaus und vergleichbar), Erneuerbare Energieträger (Solar, Geothermie, Biomasse, hocheffiziente KWK) und Verdichtung (Reduktion Pro-Kopf-Verbrauch an Fläche).“
WIFO-Studie über umweltschädliche Subventionen
Die WIFO-Studie „Subventionen und Steuern mit Umwelt-Relevanz in den Bereichen Energie und Verkehr“ zeigt es auf (und konzentrierte sich allerdings auf die Förderungen auf Bundesebene): Von den bis zu 4,7 Mrd. Euro an umweltschädlichen Subventionen erhält der Bereich Wohnen ein Fördervolumen von 390 bis 790 Mio. Euro pro Jahr. Diese fördern den Neubau von Eigenheimen, Verkehrsflächen oder begünstigen die Bereitstellung bzw. Nutzung von Abstellplätzen. Doch eigentlich sind die Subventionen in diesen Bereich noch deutlich höher, werden die Förderungen aufgrund von Zersiedlung (z.B. Pendlerförderung mit rund 1,4 Mrd. Euro) mit eingerechnet.

Negative Auswirkungen v.a. durch Zersiedelung
Aus der WIFO-Studie: Trotz der zunehmenden Ökologisierung des Wohnungsneubaus – vorwiegend hinsichtlich der Energieeffizienz und Emissionsvermeidung – verursacht der Wohnungsneubau einen hohen Ressourcenverbrauch und trägt zum Flächenverbrauch bzw. der Flächenversiegelung bei. Ein wesentliches Ziel einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung sollte daher die Verringerung der Inanspruchnahme neuer Flächen sein. […] Zusätzlich zum Flächenverbrauch für den Wohnbau selbst, sind die Siedlungsstrukturen auch ein wesentlicher Einflussfaktor für das Verkehrsaufkommen und die daraus resultierenden ökologischen Effekte (Schadstoffemissionen, Einschränkung der Bodenfunktionen, Auswirkungen auf Habitate) und Lärm. Die Zersiedelung und räumliche Trennung verschiedener Funktionen (Wohnen, Arbeiten, Einkaufen, Freizeitaktivitäten) fördert das Verkehrsvolumen. Ohne ausreichende Verfügbarkeit und Frequenz des öffentlichen Verkehrs fördert die räumliche Trennung insbesondere den motorisierten Individualverkehr. […] Die Wohnbauförderung trägt insofern zur Erhöhung der Verkehrsleistung bei, als sie einerseits nach wie vor den Fokus auf den Neubau legt. Andererseits fehlt die Verknüpfung mit der Verkehrspolitik bzw. die Koppelung der Förderungsvergabe an eine Anbindung an den öffentlichen Verkehr. […] Insgesamt müssten zur Reduzierung der negativen (Umwelt-)Effekte der Zersiedelung verschiedene Maßnahmen und Regelungen, überdacht bzw. klimafreundlich reformiert werden, die zersiedelungsfördernd bzw. verkehrsinduzierend wirken. Die relevanten Regelungen umfassen neben fiskalischen Instrumenten wie der Wohnbauförderung oder dem Pendlerpauschale auch die Raumplanung in Richtung einer Energieraumplanung, wie in der Energiestrategie Österreich hervorgehoben oder andere Ansätze der aktiven Bodenpolitik auf Gemeindeebene. […] Eine Reform dieser umweltschädlichen Subventionen ist nicht nur unmittelbar aufgrund der damit verbundenen Umwelteffekte geboten. Generell sollten im Sinne einer „environmental policy integration“ alle öffentlichen Einnahmen- und Ausgabenentscheidungen auch die Wirkungen auf die Umwelt in konsistenter Weise mitberücksichtigen. Aber auch in Hinblick auf die in Österreich wie in vielen anderen Ländern erforderliche Konsolidierung des öffentlichen Budgets sind Förderungen auf ihre Effizienz und Effektivität hin zu untersuchen.

ÖGUT-Studie untersuchte Förderkriterien
Die ÖGUT-Studie „WoZuBau – Zukunft Wohnbau-Förderung Energie-Politische Effektivität der Wohnbau-Förderung und Energieberatung steigern“ (2013) hat die Lenkungseffekte im Zusammenhang mit der Wohnbauförderung untersucht und sich damit kritisch auseinandergesetzt.
Aus der Studie: Die wichtigsten energie- und umweltpolitischen Effekte der Wohnbauförderung sind die rasche Implementierung anspruchsvoller energetischer Standards im Neubau, die Erhöhung der Rate umfassender thermischer Sanierungen und die Schaffung von Marktakzeptanz für ökologische Bauprodukte. Hinsichtlich Suffizienz (Wohnflächenentwicklung, Landschaftsverbrauch) ist die Performance der Wohnbauförderung demgegenüber durchwachsen. Umfangreichen Bemühungen um verringerten Grundflächenverbrauch steht die fortschreitende, durch die Wohnbauförderung angetriebene Zersiedelung gegenüber. Die massive Zunahme der Wohnfläche pro Person ist die Kehrseite der weitgehend gewährleisteten Leistbarkeit von Wohnen.

Studien-Empfehlung zu Sanierung: dauerhafte Anreize
Die ÖGUT-Studie: Die Umsetzung des Nationalen Plans bei den baurechtlichen Vorgaben zur Energieeffizienz führen zu einer Kohärenz der energetischen Standards in Wohnbauförderung und Baurecht bis 2020. Aufgrund dieser Entwicklung stellt sich die Frage, inwieweit der energiepolitische Fokus der Wohnbauförderung aufrechterhalten bleiben soll. Es bedarf einer differenzierten Beurteilung für Neubau und Sanierung. Im Bestand sind thermische Mindeststandards viel schwerer rechtlich durchsetzbar als im Neubau. Konstitutionell geschützte Eigentumsrechte erlauben nur in beschränktem Umfang verpflichtende Sanierungsmaßnahmen. Nicht zu sanieren ist eine Option, die bei Hausherrn fest verankert ist. Bei Sanierungen werden dementsprechend finanzielle Anreize über die Wohnbauförderung einen dauerhaft großen Stellenwert haben. Es bedarf allerdings der Weiterentwicklung und Differenzierung der Instrumente.

Studien-Empfehlung zu Neubau: Öko-Kriterien
Die ÖGUT-Studie: Für den Neubau werden die energiepolitischen Lenkungseffekte wohl an Stellenwert verlieren. Die Umsetzungsstärke der Wohnbauförderung sollte allerdings weiterhin auch für energiepolitische Ziele im Neubau genutzt werden, insbesondere hinsichtlich folgender Ansätze:
Kostenoptimalität: Die EU-Gebäuderichtlinie stellt auf kostenoptimale thermische Standards unter Berücksichtigung der Baukosten und der Energiekosten auf eine bestimmte Bestandsdauer ab. Obwohl die Wohnbauförderung vom Rechenansatz der EU zur Kostenoptimalität ausdrücklich ausgenommen ist, so hat sie doch de facto in der der Vergangenheit wesentlich dazu beigetragen, dass sich die thermisch-energetische Standards, die kostenoptimal darstellbar sind, erhöhen. Sie sollte diese Funktion weiterhin durch entsprechend über die Bauordnung hinausgehende Anforderungen ausüben.
Innovationen: Die Wohnbauförderung hat sich als effektive Innovationstreiberin erwiesen und soll diese Funktion beibehalten. In den vergangenen Jahren haben entsprechende Förderschienen deutlich zur Etablierung des Niedrigstenergie- und Passivhausstandards beigetragen. Ambitionierte Standards sollten auch weiterhin über die Förderung forciert werden um Innovationen in Richtung Plus-Energie-Standard, der unter Einbeziehung der Siedlungsebene zu denken sein wird, voranzutreiben.
Graue Energie: Es ist davon auszugehen, dass in Zukunft auch die „graue Energie“, d.h. die für die Produktion von Bauprodukten eingesetzten Ressourcen, aber auch die für die Erschließung eines Grundstücks in die Energiebilanzen von Bauten einbezogen werden. Schon heute implementierte Ansätze in den Förderungsvorschriften mehrerer Bundesländer über den OI3-Index sollten weiterentwickelt werden. Dabei sind die berechtigten Interessen der Baustoffindustrie zu berücksichtigen.
Mobilität: Ähnliches trifft auf die Einbeziehung mobilitätsinduzierter Energie in die energetische Gebäudebilanzierung zu. Der Energiebedarf für Heizen, Warmwasser, und Haushaltsstrom wird bis 2020 weiter sinken, entsprechend steigt in Relation der Anteil der Energie für gebäudeinduzierte Mobilität. Es spricht vieles dafür, die Wohnbauförderung an Lagekriterien zu binden, die die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel forcieren.
Suffizienz – Landschaftsverbrauch: Damit in Verbindung steht die Forderung, den Faktor „Landschaftsverbrauch“ stärker in die Förderungssysteme einzubinden. Hier sollte die Wohnbauförderung Anreize sowohl für geringeren Grundflächen- als auch Wohnflächenverbrauch sowie für das Bauen und Sanieren im Siedlungsverband zu setzen.

Breiter Zuspruch bei Expertenbefragung
Die von der Studie thematischen Stoßrichtungen für die energiepolitischen Lenkungseffekte der Wohnbauförderung korrespondieren mit dem Votum aus der Online-Expertenbefragung von Juni 2013: 87 Prozent Zustimmung für Kostenoptimalität und Lebenszykluskostenbetrachtung als langfristiges Ziel der Wohnbauförderung, jeweils rund 75 Prozent Zustimmung für energetische Mindeststandards der Neubauförderung, die weiterhin deutlich (25Prozent) über den Bauordnungsstandards liegen sowie für die Minimierung der grauen Energie als langfristiges Förderungsziel; 64 Prozent für die Weiterentwicklung der Instrumentarien zum Plusenergiehaus.

 

Expertenkommentare zum Thema:

„Verabschiedet sich 2016 die Wohnbauförderung als Motor für Klimaschutz?“
Kommentar von Monika Auer und Inge Schrattenecker, Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik ÖGUT

2,5 Mrd. € an Förderungen für Gebäude verfehlen Klimaschutzziele
Kommentar von Günter Lang, Passivhaus Austria

Welches Fördersystem brauchen wir für einen CO2-neutralen Gebäudesektor?
Kommentar von Robert Lechner, Österreichische Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen ÖGNB

„Bedarf Förderinstrumente- und Kriterien, die 100-prozentig auf Klimaschutzziele ausgerichtet sind“
Kommentar von Hildegund Mötzl, Leiterin des ACR-Schwerpunkts „Nachhaltig Bauen“, IBO Institut für Bauen und Ökologie

Wohnbauförderung – Sozialpolitische Lenkungseffekte ernst nehmen
Kommentar von Franziska Trebut, ÖGUT

 

Weitere Informationsempfehlungen:

Grundverständnis: Das „Pariser Abkommen“ im kurzen Überblick

Grundverständnis: Bisherige Strategien und Richtlinien

 

Empfohlene Studien

Subventionen und Steuern mit Umwelt-Relevanz in den Bereichen Energie und Verkehr
Zu dieser Studie stellten Klima- und Energiefonds und WIFO fest: Förderungen von bis zu 4,7 Mrd. € jährlich haben negative Klimaeffekte. Die WIFO-Studie quantifiziert umweltbelastende Subventionen für Verkehr, Energie und Wohnbau für Österreich.

WoZuBau – Zukunft Wohnbau-Förderung Energie-Politische Effektivität der Wohnbau-Förderung und Energieberatung steigern

COIN: Die Auswirkungen des Klimawandels in Österreich
Die Auswirkungen des Klimawandels in Österreich, beschrieben durch die COIN-Studie (Cost of Inaction – Assessing Costs of Climate Change for Austria): eine ökonomische Bewertung für alle Bereiche und deren Interaktion.

Nachhaltiger Klimaschutz – ökologische, ökonomische und soziale Dimension von Klimaschutz-Maßnahmen
Die Studie versucht das Konzept einer nachhaltigen Entwicklung mit dem Ziel des Klimaschutzes insofern in Einklang zu bringen, als sie Klimaschutz im Sinne eines „Nachhaltigen Klimaschutzes“ definiert und diesen als wesentliches Element einer nachhaltigen Entwicklung sieht.

Österreichischer Sachstands-Bericht Klimawandel
Das „Intergovernmental Panel on Climate Change“ (IPCC) bestätigt: Der Klimawandel findet statt und wird hauptsächlich durch menschliche Aktivitäten verursacht. Die mittlere globale Temperatur ist seit 1880 um fast ein Grad Celsius angestiegen. Des weiteren schlussfolgert das IPCC, dass zukünftig unverminderte Emissionen einen Temperaturanstieg um drei bis fünf Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts verursachen würden.

Energie-Szenarien bis 2050 – Wärmebedarf der Kleinverbraucher, 2015

Sanierungs-Rate für thermische Sanierung

„Die aktuellsten Daten zu umfassenden thermisch-energetischen Sanierungen (umfassende Sanierungen) im Rahmen der Wohnbauförderung WBF. Hinzu kommen noch geringe Anteile aus dem Sanierungsscheck (ohne Kofinanzierung WBF) und ungeförderte Sanierung. Aber auch unter Hinzurechnung dessen liegt Österreich deutlich unter 1 Prozent mit rückläufiger Dynamik“ – Wolfgang Amann, Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen IIBW.

Sanierungsrate

EVENT „Road to Zero – 100 Tage nach Paris“

Infos zur Podiumsdiskussion mit Vorträgen

„Road to Zero – 100 Tage nach Paris“

Das Ziel – Reduktion der Kohlendioxid-Emissionen bis 2050 auf Null

Am 12. Dezember 2015 herrschte überraschende Einigkeit bei der Klimakonferenz in Paris: 195 Mitgliedsstaaten der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) beschlossen das völkerrechtlich bindende, sogenannte Paris-Abkommen, das weitreichende Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel vorsieht. Eines der Hauptziele: eine Reduzierung der globalen Kohlendioxid-Emissionen auf nahezu Null bis zum Jahr 2050.

Der Weg – Klima-Maßnahmen für Österreichs Bauwesen

Doch wie sehen die Ziele des Abkommens im Detail aus? Wie können sie erreicht werden? Und welche Maßnahmen müssen insbesondere in Österreich aus Sicht des Gebäudesektors gesetzt werden? 100 Tage nach Paris beantwortete diese Fragen eine Veranstaltung der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen und der Medienstelle für Nachhaltiges Bauen mit Vorträgen von ExpertInnen sowie einer Podiumsdiskussion.

„Road to Zero – 100 Tage nach Paris“

Programm

Vorträge
„COP21 – Einführung“
Robert Lechner (ÖGNB, ÖÖI)

„Maßnahmen gegen den Klimawandel –
Status Quo, Ausblick und Zukunftsszenarien für den Gebäudesektor“
Lukas Kranzl (TU Wien)

„COP21 – Bedeutung und Details aus österreichischer Sicht“
Günter Liebel (BMLFUW, Sektion Umwelt und Klimaschutz)

im Anschluss: Podiumsdiskussion mit
Herbert Greisberger (Energie- und Umweltagentur NÖ eNu)
Christoph Wolfsegger i.V.v. Ingmar Höbarth (Klima- und Energiefonds)
Lukas Kranzl (TU Wien)
Günter Lang (Passivhaus Austria)
Günter Liebel (BMLFUW, Sektion Umwelt und Klimaschutz)
Ursula Schneider (pos architekten, bAIK)
Johannes Wahlmüller (Global 2000)
Moderation: Robert Lechner


DIE PODIUMSDISKUSSION IM O-TON:

      Road to Zero_podiumsdiskussion

 

Die (gekürzten) Statements der Eröffnungsrunde:

Johannes Wahlmüller, Global 2000:

„Es hat uns natürlich gefreut, dass ein Abkommen zustande gekommen ist. Bei uns war der Applaus ein bisschen verhaltener, weil man sehr, sehr lange gebraucht hat und zweitens kann man sich erst dann richtig freuen, wenn man man durch die Ziellinie läuft – und die ist derzeit nicht erreicht, sondern Paris kann nur als Startschuss gesehen werden. Die ambitionierten Ziele sind derzeit nicht in Reichweite. Und wenn man sich anschaut, was die Klimawissenschaftler in den letzten Monaten berichtet haben, dann muss man sagen: Der Hut brennt schon. Wenn wir die Paris-Ziele umsetzen, können wir uns zumindest eine Chance erwarten, dass wir einige der roten Ampeln nicht überfahren.
Wir brauchen eine ganz massive Ausweitung der Sanierungsrate. Jetzt haben wir als Ziel drei Prozent, aber eigentlich müsste man mit Werten von fünf Prozent operieren. Die EU-Vorgabe Nearly-Zero-Energy-Buildings zu bauen müsste nicht nur 2020 erfüllt werden, sondern praktisch jetzt schon. Die Realität schaut leider ganz anders aus: Die Mittel für den Sanierungscheck wurden gekürzt, der Ölpreis ist so niedrig wie lange nicht, gleichzeitig gibt es immer noch Förderungen für „fossile Heizungen“. Eigentlich müssen die Mittel für Sanierung verdreifacht werden, die Wohnbauförderung zweckgebunden werden und fossile Heizungen dürften nicht mehr eingebaut werden.“

Christoph Wolfsegger, Klima- und Energiefonds:

„Es wird wahrscheinlich nicht so sein, dass wir 2050 die Wasserstoff-Boeing aus dem Hangar ziehen, wir Stahl mit Biogas erzeugen und alle in einem Plusenergie-Hochhaus leben. Das wird sehr lange dauern, deshalb muss man früh damit beginnen. Der Gebäudesektor ist im Vergleich zu anderen ein einfacher Sektor, um zu den Zielen zu kommen: Die Technologie ist schon vorhanden. Hier geht es vielmehr darum die Finanzströme in die richtige Richtung zu lenken.“

Herbert Greisberger, Energie- und Umweltagentur eNu:

„Mein Optimismus ist gedämpft. Ich habe in Paris das Ziel 100 Prozent erneuerbaren Strom vernommen, in Österreich bis 2030. Seit Paris habe ich dazu nicht viel gehört. 2030 ist nicht weit. Wenn man bis 2030 100 Prozent erneuerbaren Strom haben will, wird man unmittelbar handeln müssen. Man muss das wirklich wollen. Und wirklich wollen heißt Maßnahmen setzen, die Wirkung zeigen. Beim heutigen Ölpreis bedeutet das eine Ölsteuer. Ich sehe keine ökologische Steuerreform, ich sehe keine Technologieoffensive, ich sehe keine Klima- und Umweltstrategie. Ich sehe 100 Tage nach Paris wenig Aktivitäten und auch keine wirkliche Diskussion.“

Ursula Schneider, pos architekten, bAIK:

„Ich bin Planerin und gewohnt ein Ziel zuhaben, einen Kosten- und Terminplan. Ich weiß in meiner Disziplin ganz genau, wann ich das Ziel nicht mehr erreichen kann. Wenn ich mir ansehe, was in den letzten 30 Jahren alles nicht geschehen ist, würde ich mit meinem Bauchgefühl sagen: Das geht sich nie mehr aus. Wir haben keine gesamtheitliche Nachhaltigkeits-Strategie für unser Land.“

Günter Lang, Passivhaus Austria:

„So wie wir jetzt bauen, wie die Baugesetze, Förderrichtlinien und Rahmenbedingungen sind, brauchen wir alleine für den Neubau alle zwei Jahre ein neues Gaskraftwerk, um den zusätzlichen Energiebedarf abzudecken. Trotzdem bin ich überzeugt, wir schaffen das. Denn: Wir haben keine andere Wahl.“

Vorträge:

Vortrag Lukas Kranzl – „Maßnahmen gegen den Klimawandel – Status Quo, Ausblick und Zukunftsszenarien für den Gebäudesektor“

Vortrag Günter Liebel – „COP21 – Bedeutung und Details aus österreichischer Sicht“

Weitere Infos und Kommentare

Fotos von der Veranstaltung

(Foto: Medienstelle für Nachhaltiges Bauen)

Road to zero (2)
Johannes Wahlmüller (Global 2000)
Road to zero (4)
Herbert Greisberger (Energie- und Umweltagentur NÖ eNu)
Road to zero (3)
Christoph Wolfsegger (Klima- und Energiefonds)
Road to zero (5)
Ursula Schneider (pos architekten, bAIK)
Road to zero (7)
Lukas Kranzl (TU Wien)
Road to zero (6)
Günter Lang (Passivhaus Austria)
Road to zero (8)
Günter Liebel (BMLFUW, Sektion Umwelt und Klimaschutz)

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Medienberichte (Auswahl):

Der Standard

 

PRESSEUNTERLAGEN

21. UN-Klima-Konferenz – Überblick „Pariser Abkommen“

Am 12. Dezember 2015 herrschte überraschende Einigkeit bei der Klimakonferenz in Paris: 195 Mitgliedsstaaten der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) beschlossen das völkerrechtlich bindende, sogenannte Paris-Abkommen, das weitreichende Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel vorsieht. Eines der Hauptziele: eine Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen auf Null. Doch wie sehen die wesentlichen Ziele des Abkommens im Detail aus?

Globale Erwärmung bremsen

Der globale, durchschnittliche Temperaturanstieg soll gestoppt werden, auf möglichst 1,5 Grad Celsius, mindestens aber unter 2 Grad über dem vorindustriellen Stand. Damit sollen die Auswirkungen des Klimawandels insbesondere der Anstieg der Weltmeere verringert werden.

Mittel gegen Klimawandel

Von 2020 bis 2025 sollen die Industriestaaten jährlich 100 Milliarden US-Dollar für den Umbau der Energieversorgung sowie Maßnahmen gegen den Klimawandel und seine Schäden – besonders für finanzschwache Länder – bereitstellen. Ab 2026 soll ein neuer Fonds mit mindestens dem gleichen Umfang gegründet werden, an dem sich auch die Schwellenländer verbindlich beteiligen sollen.

Überprüfung der Maßnahmen

Bisherige nationale Maßnahmen reichen nicht aus, um die Klimaziele zu erreichen. Daher sollen alle Länder ab 2023 alle fünf Jahre neue nationale Klimaziele definieren und entsprechende Berichte übermitteln. Diese werden überprüft und sollen so einen Status Quo-Gesamtbericht ermöglichen. Bereits 2018 soll zudem eine erste Bestandsaufnahme erfolgen.

Road to ZERO by 2050 – Der <1,5°C Pfad für den Gebäudesektor

Gemeinsame Pressemitteilung von Global 2000 – Umweltdachverband – Ökologie Institut  – ÖGNB – Energieinstitut Vorarlberg – Passivhaus Austria

Nach Abschluss des Klimaabkommens muss Politik Taten setzen – Energieoptimierte Gebäude spielen wesentliche Schlüsselrolle im nachhaltigen Energiesystem

Vergangenen Samstag ist in Paris erstmals ein global gültiges Klimaschutzabkommen vereinbart worden. Es sieht vor, die globale Erwärmung soweit wie möglich unter zwei Grad zu halten und alles zu unternehmen, damit sie 1,5 Grad nicht übersteigt. Für Österreich bedeutet das, dass der Umstieg auf 100 % erneuerbare Energie bis spätestens 2050 gelingen muss und wir eine Energie- und Klimastrategie ausarbeiten müssen, die den Weg dahin klar aufzeigt. Der Gebäudesektor spielt dabei eine Schlüsselrolle. Der Raumwärmeverbrauch muss um mindestens 30 % bis 2030 und 50 % bis 2050 reduziert werden, wenn es gelingen soll, den vollständigen Umstieg auf erneuerbare Energie zu schaffen. „Die Politik darf es nach dem Abschluss eines Klimaschutzabkommens nicht bei schönen Worten bleiben lassen, sondern muss jetzt Taten setzen. Bis spätestens 2050 muss der Umstieg auf 100 % erneuerbare Energie gelingen, dazu ist es notwendig, den gesamten Gebäudebestand thermisch zu sanieren. Wir müssen jetzt die Anstrengungen drastisch erhöhen, mehr Fördermittel bereitstellen und sicherstellen, dass Öl- und Gasheizungen bei Neubauten in Zukunft nicht mehr zur Anwendung kommen,“ so Johannes Wahlmüller, Klimasprecher von GLOBAL 2000.

Schluss mit umweltschädlichen Subventionen

„Die österreichische Politik ist jetzt gefordert, dem Klimaschutz in einer ökologischen Steuerreform Ausdruck zu verleihen. Das Ziel, die globale Erwärmung bei 1,5°C einzudämmen, kann nur erreicht werden, wenn neben der Förderung erneuerbarer Energien endlich umweltschädliche Subventionen beseitigt werden,“ meint Bernhard Zlanabitnig, Leiter des EU-Umweltbüros im Umweltdachverband. „Darüber hinaus müssen Energie-Effizienzmaßnahmen auch im Gebäudebereich deutlich gesteigert werden. Bestehende Potenziale werden derzeit nicht ausgeschöpft.“ Andere europäische Metropolen zeigen, wie es gehen kann: so gilt seit 1.1.2015 in ganz Brüssel das Passivhaus als Mindeststandard nach Bauordnung – vollkommen unabhängig welche Gebäudenutzung.

Trotz fortschreitendem Klimawandel werden hierzulande keine wirkungsvollen steuerrechtlichen Maßnahmen zur Reduktion des CO2-Ausstoßes gesetzt. „Die Einführung einer CO2-Steuer hätte sowohl lenkende Wirkung als auch positive Auswirkungen auf den Staatshaushalt, deren Mehreinnahmen direkt in einen Fonds zur Forschung und Förderung innovativer Energieerzeugungs- und Energiespeicherformen fließen könnten.
Nach den Ergebnissen in Paris muss Österreich endlich spürbare Maßnahmen in Richtung Entkarbonisierung setzen, das Fiskalsystem entrümpeln und umweltschädliche Subventionen im Sinne einer klimagerechten Zukunft mittels einer ökologischen Steuerreform abschaffen,“ meint der Vertreter des Umweltdachverbands.

Wie wichtig Energieeffizienz ist, zeigt der neueste Bericht des JRC (Joint Research Centre der Europäischen Kommission) über die Wechselwirkung von Versorgungssicherheit und den Zielen der Europäischen Energieunion: So ist Österreichs negative Außenhandelsbilanz allein durch Energieimport, allen voran Öl und Gas, verschuldet.

Höhere Sanierungsraten mit besserer Qualität ein Muss für den Bestand

Auch Robert Lechner, Leiter des Österreichischen Ökologie-Instituts und Vorsitzender der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen ÖGNB, vertritt diese Zielrichtung.
Lechner benennt die österreichweit sofort anwendbaren Qualitätskriterien von klima:aktiv als notwendigen neuen Mindeststandard für die Bauordnung. Bei Fördermodellen muss sofort ambitionierter gedacht werden: „Im Neubau erfüllen hocheffiziente Gebäude in Passivhaus-Qualität bereits jetzt die Anforderungen für eine 40%ige Reduktion der CO2-Emissionen im Jahr 2030. Auch dafür wird das Passivhaus unverzichtbar sein.“
Aus der Sicht des ÖGNB-Vorsitzenden können erneuerbare Energieträger unter Wahrung von Naturschutzaspekten nur dann zur CO2-Neutralität oder gar positiven Energiebilanzen beitragen, wenn Gebäudehülle und sämtliche Verbraucher extrem optimiert werden. Beim Bestand muss es gelingen, sowohl die Sanierungsrate zu erhöhen, als auch die Qualität zu verbessern. „Nur wenn hohe Einsparungen erreicht werden, dürfen öffentliche Mittel vergeben werden. Wir wissen aus zahlreichen Projekten, dass Einsparungen von 75 Prozent relativ leicht erreichbar sind.“

Vom Bund, den Ländern und Gemeinden wird Vorbildwirkung verlangt: „Die öffentliche Beschaffung muss der wichtigste Impulsgeber für die Bauwirtschaft sein. Und zwar sowohl im Neubau als in der Sanierung!“ Auch hier wurden durch das Umweltministerium bereits im „Aktionsplan Nachhaltige Beschaffung“ die wichtigsten Grundlagen geschaffen. Es kann nicht länger angehen, dass derartige Instrumente oft nur Empfehlungscharakter haben und somit selten genug verwendet werden. Notwendig ist eine Bauoffensive, die die österreichische Wirtschaft kräftig ankurbeln soll. „Je später hier investiert wird, desto teurer werden die Kosten dafür sein. Wir können uns heute aussuchen, ob wir in die Qualität unserer Bauwerke investieren und damit Klimaschutz vorantreiben oder ob wir lieber morgen die Kosten für ein Fortschreiten des Versagens tragen wollen.“

Ein Maßnahmenkatalog der ÖGNB empfiehlt auch die gezielte Siedlungsentwicklung zur Reduktion der CO2-Emissionen im Verkehrsbereich, die Zweckbindung der Wohnbauförderung, das Verbot der Förderung von fossilen Energieträgern und Neuausrichtung der Pendlerförderung.

Kostenoptimaler Wohnbau hat bei nur 30-jährigem Betrachtungszeitraum äußerst niedrige Primärenergiekennwerte

Helmut Krapmeier vom Energieinstitut Vorarlberg zeigt auf, dass sich solche Wohngebäude langfristig gesehen rechnen: „Die Ergebnisse einer Kostenoptimalitätsstudie von e7 und dem Energieinstitut Vorarlberg zeigen, dass sehr tiefe Energiekennwerte nahe dem Passivhaus-Standard bereits ohne Förderung das Kostenoptimum darstellen. Aus der Studie geht auch hervor, dass mit den in den meisten Bundesländern bestehenden energiespezifischen Förderungen für Wohngebäude Nahezu-Null-Energiegebäude wirtschaftlich sind.“

Aktuelles Wohnbauprojekt in Vorarlberg

Für ein derzeit von einem Wohnbauträger in Bauvorbereitung befindliches Wohngebäude wurden verschiedene energetische Baustandards ausgeschrieben. Es zeichnet sich ab, dass auch in diesem äußerst konkreten Fall jene energiespezifischen Bauvarianten dem Kostenoptimum entsprechen, die einen sehr tiefen Primärenergiekennwert erreichen.

Praxistest: Messungen bestätigen Energieeffizienz der Heidelberger Bahnstadt

Der Heidelberger Passivhaus-Stadtteil Bahnstadt hat den Praxistest bestanden: Wie aus einem Bericht über aktuelle Messungen hervorgeht, wurden die angestrebten Werte bezüglich der Energieeffizienz voll erfüllt. Der mittlere gemessene Verbrauch in 1.260 Wohnungen mit mehr als 75.000 m² Wohnfläche lag im Jahr 2014 bei 14,9 kWh/(m²a). Die statistisch hohe Zahl von Projekten unterschiedlicher Bauträger und Architekten zeigt überzeugend, dass die Breitenumsetzung des Passivhaus-Standards erfolgreich möglich ist.

klimaaktiv Standard Gold als Basis für Klimaziele Österreichs

Führt man die oben beschriebenen Erkenntnisse zusammen, kann der überregionale österreichweite klimaaktiv Standard Gold als Messlatte für die Erreichung der Klimaziele und als enkeltauglich bezeichnet werden. Bei Einsatz erneuerbarer Energieträger und nachwachsender Rohstoffe für Neubau und Gebäudesanierung entsteht eine enkeltaugliche Architektur. Eine Qualitätssicherung bei Planung und Ausführung ist selbstverständlich. Dass solche Gebäude auch einen Beitrag zur Baukultur leisten, beweist der „Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit“.

Maßnahmen für „Road to ZERO by 2050“ vorgelegt

Grafik: Fahrplan für einen CO2-freien Gebäudesektor bis 2050 in Österreich, Quelle: Passivhaus Austria
Grafik: Fahrplan für einen CO2-freien Gebäudesektor bis 2050 in Österreich, Quelle: Passivhaus Austria

Passivhaus Austria ist für Sofortmaßnahmen, die noch einen Schritt weiter gehen: „Heute neu gebaute oder sanierte Gebäude werden frühestens 2056 wieder energetisch verbessert, daher ist ab SOFORT der energetisch BESTE Standard erforderlich. Die Bauordnung ist für Neubauten ab 1.1.2017 an den Passivhaus-Standard zu binden. Für den Gebäudebestand ist eine thermische Sanierungsoffensive mit mindestens 85 Prozent Energieeffizienzsteigerung oder Unterschreitung des qualitätsgesicherten EnerPHit-Standards1 mit 25 kWh/m²a einheitlich für ganz Österreich zu etablieren.“ Zusammen lässt sich so der Energiebedarf um 4.550 GWh/a bereits im Jahr 2020 reduzieren. Dies entspricht umgerechnet der Leistung von vier Donaukraftwerken und ist Voraussetzung für das weitere Zwischenziel 2030 mit 40 Prozent CO2-Reduktion und der Zielerreichung 2050 mit einer CO2 neutralen Klimabilanz für den gesamten Gebäudesektor.

„Sämtliche Bundes- und Landesförderungen sind an höchste Energieeffizienzziele zu binden. So könnten jedes Jahr über fünf Millionen Quadratmeter Altbau nachhaltig saniert werden. Allerdings darf kein Fördergeld für fragwürdige Einsparungen durch ungenügende Einzelmaßnahmen und mäßige Sanierungsqualitäten als Mitnahmeeffekte ausgegeben werden, welche sich dann langfristig wirtschaftlich kontraproduktiv auswirken“, betont Günter Lang, Leiter der Passivhaus Austria.

Nachhaltige Energiezukunft mit effizienten Gebäuden ist ein Muss

Die Experten sind sich einig: Gezielte Investitionen in Energieeffizienz und Erneuerbare sind die zuverlässigsten Garanten, Energieimport-Abhängigkeit zu beenden. Österreich hinkt europaweit hinterher – es ist an der Zeit, unsere Klimazukunft sinnvoll und nachhaltig zu gestalten.

Weitere Pressetexte in docx- und pdf-Format, sowie Bildmaterial finden Sie zum Download unter: http://www.passivhaus-austria.org/content/presse

GLOBAL 2000 www.global2000.at
Umweltdachverband www.umweltdachverband.at
Ökologie-Institut + ÖGNB www.ecology.at + www.oegnb.net
Energieinstitut Vorarlberg www.energieinstitut.at
Passivhaus Austria www.passivhaus-austria.org

Sanierungs-Scheck: Fördervolumen bitte nicht kürzen

Das Netzwerk der Medienstelle für Nachhaltiges Bauen ersucht die zuständigen Stellen die Mittel für den Sanierungsscheck nicht nochmals zu kürzen. Nach 132,4 Millionen Euro im Jahr 2013, 100 Millionen im Jahr 2014 und heuer 80 Millionen ist das jährliche Fördervolumen bereits deutlich geschrumpft. Die im Jahr 2009 gestartete Sanierungsoffensive mit dem Sanierungsscheck macht ökologisch und auch volkswirtschaftlich Sinn: Bisher wurden nach Angaben der zuständigen Ministerien insgesamt 90.700 Förderanträge genehmigt, womit Investitionen von 3,7 Milliarden Euro ausgelöst werden konnten. Insgesamt wurden 18,3 Millionen Tonnen CO2 eingespart. Heuer sind weitere 17.000 Anträge eingelangt, die ein neuerliches Investitionsvolumen von mehr als 570 Millionen Euro auslösen.

Einige Statements aus dem Netzwerk der Medienstelle:

„Jede Kürzung der Sanierungsförderung trägt unweigerlich zum Scheitern der österreichischen Klimaschutzpolitik bei – ganz egal, ob es sich dabei um Wohnbaufördermittel oder die Sanierungsoffensive handelt. Solch eine Maßnahme wenige Wochen vor dem Weltklimagipfel in Paris anzukündigen, untergräbt sämtliche vorhandenen Bemühungen im Klimaschutz.“ – Robert Lechner, Österreichisches Ökologie-Institut & Österreichische Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen.

„Den Haushalten kommt beim Erreichen der Klimaschutzziele ein wesentlicher Beitrag zu. Mittel für deren Unterstützung zu kürzen ist eindeutig Sparen am falschen Platz.“ – Andrea Kraft, Energie – und Umweltagentur NÖ, Leitung Abteilung Energieberatung.

„Österreich ist am besten Wege, wiederholt seine Klimaschutzziele zu verfehlen, seine Vorreiterrolle im energieeffizienten Bauen gegen das Schlusslicht in Europa einzutauschen und weiterhin nicht aus der Wirtschaftskrise heraus zukommen.“ – Günter Lang, Passivhaus Austria

„Ohnedies Schlusslicht in der Sanierungsrate ist eine Kürzung ein völlig falsches Signal. In der Praxis erweist sich auch wenig Geld als großer Ansporn für Verbesserung.“ – Johannes Kislinger, Innovative Gebäude.

Status Quo & Volks-Wirtschaft

Energieverbrauch der Haushalte: Wieder um 26 Prozent höher als 1995

Tatsache ist, dass rund 40 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs auf das Konto des Gebäudesektors gehen, der damit auch das größte CO2- und Energie-Einsparungspotential ausmacht. Im Bereich der österreichischen Haushalte stellt die Raumwärme mit knapp 73,3 Prozent des Endenergieverbrauchs in Höhe von 272,5 Petajoule (Energiestatus Österreich) den größten Verbrauchsanteil dar. Wer denkt, der Energieverbrauch in den heimischen Haushalten sinkt aufgrund von Krise und Umweltbewusstsein, irrt: Der klimabereinigte Endenergieverbrauch je Einwohner (Anmerkung: Um die wetterbedingten Schwankungen des Endenergiebedarfes zu nivellieren, ist eine Klimabereinigung des Energieverbrauchs erforderlich.) stieg bis zum Jahr 2008, ging 2009 aufgrund der Wirtschaftskrise markant zurück und stagnierte danach. Seit 2012 steigt er wieder und lag im Jahr 2013 um rund 26 Prozent höher als im Jahr 1995.

Gebäude-Altbestand: 60 Prozent aller Wohnungen sanierungsbedürftig

Insbesondere der Gebäude-Altbestand hat in Sachen Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit gehörigen Nachholbedarf. 2,2 Millionen Wohnungen oder rund 60 Prozent des gesamten Wohnungsbestands bräuchten eine energieeffiziente Sanierung („Effizienzpotenziale in der Österreichischen Wohnungspolitik“, IIBW 2012). Die Sanierungsrate liegt in Österreich seit Jahrzehnten bei etwa einem Prozent, sprich es dauert 100 Jahre, bis der Gebäudebestand komplett durchsaniert ist. Noch dazu machen die thermischen Sanierungen nur einen Teil der Gesamtsanierungen aus. Energie wird also sprichwörtlich aus dem Fenster geschmissen.

Wirtschafts- und Arbeitsmarktimpuls vs. Volkswirtschaftlicher Schaden

Dass nachhaltiges Bauen und Sanieren nicht nur einen wirtschaftlichen Aspekt jedes Haushaltes darstellt, sondern auch ein volkswirtschaftlicher Faktor ist, steht spätestens nach Einführung des Sanierungsschecks des Bundes fest: 2013 konnten mit 132,2 Millionen Euro Fördermittel nachhaltige Investitionen von 847 Millionen Euro unterstützt werden. Insgesamt wurden 12.715 Arbeitsplätze gesichert bzw. geschaffen und 3,6 Millionen Tonnen CO2-Emissionen eingespart.
Dem steht die Studie „COIN – Cost of Inaction: Assessing the Costs of Climate Change for Austria“ gegenüber, nach der Österreichs Volkswirtschaft bis 2050 Schäden, die durch den Klimawandel verursacht werden, in Höhe von bis zu 8,8 Mrd. Euro jährlich zu verkraften haben wird.

Faktor Energiepreise

Einen entscheidenden Faktor in der Betrachtung der Wirtschaftlichkeit des nachhaltigen Bauens und Sanierens stellen die Energiepreise dar – insbesondere jener für Rohöl. Abseits dessen, dass fossile Energieträger begrenzt sind und in unbekannter, aber absehbarer Zeit zu Neige gehen, zeigten die letzten Jahre die Unvorhersehbarkeit der Preisentwicklung. Fest steht auch: Die Preise der fossilen Energieträger werden langfristig weiter steigen.

Das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft dazu im Energiestatus-Bericht 2015: „Die letzten Jahre waren von teils dramatisch gestiegenen Energiepreisen – insbesondere der „Energieleitwährung“ Öl – gekennzeichnet. So kostete Rohöl (UK Brent) Anfang des Jahres 2005 noch etwa 45 Dollar/Barrel, Mitte 2008 jedoch bereits mehr als das etwa Dreifache (133 Dollar/Barrel). Danach folgte ein Preissturz auf rund 40 Dollar/Barrel (Ende 2008), womit die Preise wieder unter das Ausgangsniveau fielen, um in den Folgejahren wieder kontinuierlich bis auf knapp über 120 Dollar/Barrel zu steigen. In den Jahren 2012 und 2013 pendelte sich der Rohölpreis bei etwa 110 Dollar/Barrel ein. Seit Juni 2014 ist ein markanter Verfall der Rohölpreise auf etwas mehr als 60 Dollar/Barrel im Dezember 2014 zu verzeichnen.
Bei längerfristiger Betrachtung hat der Rohölpreis (inflationsbereinigt) 2003/04 wieder das Niveau zu Anfang der 1990er Jahre erreicht und ist danach dermaßen gestiegen, dass er im Jahr 2008 die Werte von 1980, dem Höhepunkte der 2. Erdölkrise, bei weitem übertroffen hat.
In den letzten Monaten von 2008 setzte ein Preissturz ein und 2009 lag der reale Ölpreis bei rd. 60 Dollar/Barrel, was etwa dem Niveau des Jahres 1982 entspricht. In den Jahren 2010 und 2011 zog der Preis neuerlich stark an und erreichte zuletzt mit rd. 102 Dollar/Barrel einen Rekordwert. Im Jahr 2012 lag der Preis bei knapp unter 100 Dollar/Barrel und damit um fast das Dreifache über dem realen Preis von 1990. Im Jahr 2013 ging er neuerlich leicht zurück und lag zuletzt bei rund 95 Dollar/Barrel. Die Preisentwicklung auf den internationalen Märkten hat naturgemäß die Energiepreissituation in Österreich stark beeinflusst.“
Anfang 2015 stürzte der Ölpreis auf unter 50 Dollar ab und lag zuletzt um die 60 Dollar.

Strategien & Richtlinien

Warum nachhaltig bauen? 

Der Klimawandel ist längst mehrfach bestätigte Tatsache – und in Österreich angekommen: Laut Klimawandel-Sachstandbericht des Austrian Panel on Climate Change (APCC) ist bis Ende des Jahrhunderts mit einem Temperaturanstieg von mindestens 3,5 Grad Celsius zu rechnen. Laut der Studie COIN (Costs of Inaction) betragen die Kosten des Klimawandels in Österreich bis 2050 bis zu 8,8 Milliarden Euro jährlich. Zwingend notwendig ist daher eine Transformation in eine emissionsarme, energiesparende Gesellschaft. Rund 40 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs gehen auf das Konto des Gebäudesektors, der damit das größte CO2– und Energie-Einsparungspotential ausmacht.

Was bedeutet Nachhaltiges, energieeffizientes Bauen?

Nachhaltiges, energieeffizientes Bauen umfasst die Planung, Ausführung und Nutzung von Gebäuden in Hinblick auf Umweltschutz, den Nutzen von Mensch und Gesellschaft sowie Optimierung von Energieeffizienz. Ein nachhaltiges Gebäude besticht durch eine hohe ökologische, ökonomische und sozio-kulturelle Qualität und wird nach diesen Kriterien gesamtheitlich sowie über den gesamten Lebenszyklus beurteilt.

Die 2020-Ziele der EU

Im Rahmen eines Klima- und Energiepaktes haben sich die EU-Mitglieder zu den sogenannten 2020-Ziele verpflichtet: Diese umfassen bis zum Jahr 2020 eine Senkung der Treibhausgas-Emissionen um 20 Prozent (Österreich 16 Prozent), eine Erhöhung der Nutzung von erneuerbarer Energie auf 20 Prozent der Gesamtenergieproduktion (Österreich 34 Prozent) sowie die Senkung des Gesamtenergieverbrauchs (bezogen auf den errechneten Wert von 2020) um 20 Prozent.

EU-Gebäuderichtlinie

Die 2002 ins Leben gerufene und 2010 aktualisierte EU-Gebäuderichtlinie besagt im Wesentlichen: Alle neuen Gebäude müssen ab 2020 „nahezu energieautark“ (Fast-Nullenergie-Häuser) sein, öffentliche Gebäude bereits 2018. Für größere Sanierungen, die über 25 Prozent der Gebäudehülle betreffen, sind thermische Mindeststandards zwingend vorgeschrieben. Zur besseren Abbildung der Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden sind zusätzliche Energiekennzahlen notwendig, die über den Heizwärmebedarf (HWB) hinausgehen. Bei Verkauf und Vermietung sind Energieeffizienz-Indikatoren anzugeben, in Österreich seit 2012 die Werte des Energieausweises.

Nationaler Plan

Im Rahmen eines „Nationalen Plans“ wurden vom Österreichischen Institut für Bautechnik (OIB) für die Jahre 2014 bis 2020 steigende Mindestanforderungen an die Gesamtenergieeffizienz bei Neubau und Sanierung erstellt. Die OIB-Richtlinie 6 definiert so schrittweise im Zwei-Jahres-Takt die baurechtlichen Standards, bis im Jahr 2020 die Werte eines Niedrigstenergie-Gebäudes erreicht und somit baurechtlich gültig sind. Die Mindestanforderungen an die Gesamtenergieeffizienz können entweder über eine bessere thermische Qualität der Gebäudehülle oder über den vermehrten Einsatz von erneuerbaren Energieträgern erreicht werden.

Bemessung der Gesamtenergieeffizienz

Sämtliche Anforderungen an den Wärmeschutz und die Energieeinsparung – also die Gesamtenergieeffizienz – von Gebäuden werden in Österreich durch vier Indikatoren angegeben: Heizwärmebedarf (HWB, kWh/m2a), Gesamtenergieeffizienz-Faktor (fGEE,, kWh/m2a), Primärenergiebedarf (PEB, kWh/m2a) und Kohlendioxidemissionen (CO2, kg/m 2a). Zu beachten ist dabei, dass auch jener Strombedarf berücksichtigt wird, der für die direkte Nutzung des Gebäudes benötigt wird. Der HWB bildet die thermische Qualität der Gebäudehülle ab. Die Gesamtenergieeffizienz eines Gebäudes ist die berechnete oder gemessene Energiemenge, die benötigt wird, um den Energiebedarf im Rahmen der üblichen Nutzung des Gebäudes zu decken. Der Primärenergiebedarf bildet den gesamten Energiebedarf für den Betrieb von Gebäuden unter Berücksichtigung der Art der Energieaufbringung ab.

EU-Energieeffizienz-Richtlinie (EED) & Nationale Energieeffizienzaktionsplan (NEEAP)

Als 2020-Ziel im Rahmen der Energieeffizienz-Richtlinie gilt, dass der gesamte Energieverbrauch in der Europäischen Union 1.483 Mtoe Primärenergie (Megatonne Öleinheit) bzw. 1.086 Mtoe Endenergie nicht übersteigen darf, was bis zum Jahr 2020 einer 20-prozentigen Reduktion gegenüber dem Szenario des PRIMES-Modells aus dem Jahr 2007 entspricht. Österreich wird seinen Endenergieverbrauch bis ins Jahr 2020 auf 1.367 PJ (Petajoule) senken bzw. stabilisieren, was dem vereinbarten 20-Prozent-Ziel entspricht. Im Rahmen des Nationalen Energieeffizienzaktionsplans (NEEAP) wurden dafür die strategischen Maßnahmen festgeschrieben.

EED-Sanierungsquote

Als Schlüssel zur Transformation in eine emissionsarme, energiesparende Gesellschaft gilt die energieeffiziente Sanierung des Gebäudealtbestandes, und somit die Sanierungsquote. Die EU-Energieeffizienz-Richtlinie (EED) sieht – abseits der 2020-Ziele – vor, dass die EU-Mitgliedsländer künftig jedes Jahr drei Prozent aller öffentlichen Regierungsgebäude sanieren. Aufgrund einer ermittelten Gesamt-Brutto-Grundfläche von 788.283 Quadratmeter ergibt sich für Österreich bis 2020 eine Einsparung von 48,145 GWh. Die Einsparungen sollen mit folgenden alternativen Maßnahmen erreicht werden, wobei die Angaben ungefähre Zielwerte darstellen: Sanierungsmaßnahmen und Flächenreduktion durch Verkauf (40 Gwh), Contracting (8 Gwh) sowie Energiemanagement (0,5 Gwh).

Sanierungsscheck und Mustersanierung

Der Sanierungsscheck des Bundes wurde 2008 als Maßnahme sowohl zur Ankurbelung thermischer Sanierungen als auch zur Belebung der Konjunktur in Folge der globalen Finanzkrise entwickelt und 2009 mit einem Förderungsvolumen von 100 Millionen Euro eingeführt. Für 2011 bis 2016 wurde die Förderung mit einem Volumen von jährlich 100 Millionen Euro beschlossen, wovon bisher 70 Prozent für den privaten Wohnbau und 30 Prozent für Sanierungen im betrieblichen Bereich vorgesehen sind. Für 2016 wurden die Mittel auf 43,5 Mio gesenkt. Der Sanierungsscheck besteht aus einem nicht rückzahlbaren Zuschuss von 20 Prozent der förderbaren Investitionskosten. Von Beginn an war die „Grundförderung“ für umfassende Sanierungen mit 5.000 Euro gedeckelt, was einer maximal förderbaren Investitionssumme von 25.000 Euro entspricht.

Als wertvolle Ergänzung in der Förderlandschaft wurde vom Klima- und Energiefonds das Programm „Mustersanierung“ entwickelt. Als Zielgruppe dienen Gebäude im „Nicht-Wohnbereich“. Im Rahmen der Mustersanierung werden Best Practice Beispiele im Sanierungsbereich geschaffen. Diese Beispiele dienen als Vorzeigeprojekte und Multiplikatoren für Planer und Bauherrn. Sehr hohe Energieeffizienz (60 Prozent unter OIB) und sehr hohe Anteile Erneuerbare Energie (min. 80 Prozent) sind Grundvoraussetzung vor eine Mustersanierung, und somit für erhöhten Fördersatz.