400 Tage nach Paris: Was bedeuten die Klimaziele für den Gebäudesektor?

Fachkommentar von Franziska Trebut, ÖGUT

Das Pariser Klimaschutzabkommen vom 12.12.2015 und der Beschluss des Nationalrats vom 8.7.2016 zur Ratifizierung des „Weltklimavertrags“ geben die Klimaziele für Österreich klar und unmissverständlich vor: Minus 80% CO2 bezogen auf 1990. Für den Gebäudesektor bedeutet das eine weitgehende Dekarbonisierung, da andere Sektoren wie etwa die Landwirtschaft oder die Industrie deutlich geringere CO2-Reduktionspotenziale haben. Ein Systemumbau steht bevor.

Der Umstieg auf Erneuerbare benötigt flexible und dezentrale Vernetzung und Speicherung. Gebäude und Siedlungen werden als Energielieferanten sowie als Energieabnehmer und Energiespeicher für Energieüberschüsse fungieren. Eine Sektorkopplung, d.h. die Kopplung von Elektrizität, Wärmeversorgung und Verkehr ist naheliegend, benötigt aber innovative Lösungsansätze in technischer und juristischer Hinsicht. Je höher der Anteil der Stromwirtschaft an der Energiewirtschaft, um so stärker werden Technologien wie power to gas und power to heat Einfluss auf Energie- und vor allem Wärmeversorgungskonzepte von Gebäuden und Siedlungen haben und bestimmte Gebäudetechnikkonzepte forcieren.

Für den Gebäudesektor braucht es jedenfalls eine Wärmewende, vor allem im Bestand. Diese bringt Energieeinsparung, Emissionsreduktion und hohe lokale Wertschöpfung. Dafür müssen Seitens des Staates klare und stabile Investitionsanreize gesetzt werden.

Mehr Effizienz im Gebäudesektor bedeutet auch eine effizientere Flächennutzung auf der Ebene von Einzelgebäuden, Siedlungen und Gemeinden. Mit einer Reduktion der Nutzflächen und einer Verkürzung der benötigten alltäglichen Wege sind hohe Energie- und Emissionsreduktionen verbunden. Das Einfamilienhaus darf grundsätzlich hinterfragt werden, jedenfalls im Neubau. Der hohe Grund- und Wohnflächenbedarf, Aufwand für Infrastruktur und die induzierte Mobilität rechtfertigen nicht die derzeitigen Investitionsanreize beispielsweise durch Förderungen. Alternativen für leistbares Wohnen und Arbeiten in Ortskernen mit unterschiedlichster Größe sind vorhanden und sollten entsprechend konsequent angereizt und weiter entwickelt werden. Dies führt im Nebeneffekt zu vitaleren, gemeinschaftlich erlebbaren Lebensräumen und nimmt auch auf die Erfordernisse einer alternden Gesellschaft Rücksicht.

Der Systemumbau hat bereits begonnen. Er bietet gesellschaftliche und wirtschaftliche Chancen. Für diesen Systemumbau braucht es sichere, langfristig verlässliche Rahmenbedingungen. Die Österreichische Energie- und Klimastrategie sollte darauf überzeugende Antworten geben.