Die nachhaltigen Gebäude-Konzepte

Ökologie und Energieeffizienz haben schon vor einigen Jahrzehnten im Bauwesen Einzug gehalten. In Hinblick auf den Klimawandel und vereinbarte EU-Klimaziele ist die Bedeutung von nachhaltigem Bauen und Sanieren noch weiter gestiegen. Aus diesem Grund wurde 2012 der „Nationale Plan“ ins Leben gerufen, der bis 2020 stufenweise die Mindeststandards bei Energieeffizienz von neuerrichteten Gebäuden und größeren Sanierungen vorgibt.

Darüber hinaus stehen mehrere Gebäude-Konzepte zur Wahl, die alle viele, teils unterschiedliche Vorteile für Mensch und Umwelt bringen. Dabei kann man sich für ein Konzept entscheiden, oder technische Elemente und Funktionen frei kombinieren. Schlussendlich zählt aber das technische Know-how der beauftragten Fachleute, um die Funktionsfähigkeit zu gewährleisten. Denn: Ein modernes Gebäude ist heutzutage ein HighTech-Produkt.

Zum Verständnis beim Vergleich der Gebäudekonzepte gilt folgende Wertigkeit: Das Niedrigstenergiegebäude markiert den Mindeststandard des nachhaltigen Bauens. Danach folgen Passivhaus und Sonnenhaus, deren Konzepte „Energieeffizienz vs. Sonnenenergie“ recht unterschiedlich sind. Das Plusenergiehaus, das mehr Energie erzeugt als verbraucht, gilt aktuell als weitreichendste Lösung.

Vergleichszahlen für den Heizwärmebedarf
Durchschnittlicher Altbestand: 150-250 kWh/m².a
Neubau 1999: 75-90 kWh/m².a
Neubau um 2010: Etwa 50-65 kWh/m².a
Niedrigenergiehaus: unter 55 kWh/m².a (aktueller Baustandard)
Niedrigstenergiehaus: rund 30 kWh/m².a (künftiger Baustandard)
Passivhaus: unter 15 kWh/m².a (nach PHPP)
Passivhaus: unter 8 kWh/m².a (nach OIB Richtlinie 6)
Plusenergiehaus: positive Energiebilanz

Niedrigstenergiehaus (NearlyZeroEnergy Building)

Das Niedrigstenergiehaus, das dem künftigen Baustandard entspricht, zeichnet sich durch eine ausgezeichnete thermische Gebäudehülle aus. Es kommt dem Passivhaus in Sachen Energieeffizienz und Luftdichtheit recht nahe. Nicht zwingend erforderlich, aber empfohlen sind der zusätzliche Einsatz von erneuerbarer Energie wie Photovoltaik oder Solarenergie sowie eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung.
Ebenfalls Teil des Konzeptes sind eine kompakte Bauweise, um Wärmeverluste zu reduzieren, die Ausrichtung zur Sonne sowie die Vermeidung von Wärmebrücken.
Nach der EU-Gebäuderichtlinie muss ab 2018 jedes öffentliche Gebäude und ab 2020 alle Gebäude „nahezu energieautark“, eben Niedrigstenergiehäuser oder „NearlyZeroEnergy Buildings“ sein. Für größere Sanierungen, die über 25 Prozent der Gebäudehülle betreffen, sind thermische Mindeststandards zwingend vorgeschrieben.

Passivhaus

Die Ansprüche an das Passivhaus sind schon deutlich höher: Um den Wärmebedarf von unter 15 kWh/m².a (nach PHPP) zu erreichen, sind bei Bauteilen die jeweiligen Passivhaus-Standards zu erfüllen, etwa bei Fenstern ein Wärmedurchgangskoeffizienten U-Wert von mindestens 0,80 W/(m²K)) und bei der Wärmedämmung ein U-Wert von 0,15 W/(m²K). Aufgrund der besonderen Luftdichtheit (Test mit Unter-/ Überdruck von 50 Pascal kleiner als 0,6 Hausvolumen pro Stunde) ist eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung erforderlich. Im Passivhaus werden mindestens 75 Prozent der Wärme aus der Abluft über einen Wärmeübertrager der Frischluft wieder zugeführt, wodurch ein behagliches Innenklima ohne separates Heizsystem und ohne Klimaanlage erreichbar ist.
Die Passivhaus-Technologie gibt es seit mehr als 20 Jahren; 1991 wurde das erste Demonstrationsprojekt in Deutschland umgesetzt. In Österreich entstand das erste Passivhaus im Jahr 1996 in Vorarlberg (Sonnenplatz 2006). Bis dato (Stand: 2010) gibt es in Österreich rund 760 dokumentierte Passivhäuser. Da nicht alle Objekte dokumentiert werden, liegt die „Dunkelziffer“ der bestehenden Passivhäuser deutlich höher. So wird die Anzahl der existierenden Passivhäuser auf 6850 geschätzt, Tendenz steigend.

Sonnenhaus

Das Konzept des Sonnenhauses unterscheidet sich stark von den der anderen. Hier steht nicht Energieeffizienz im Vordergrund, sondern die ausschließliche Nutzung von kostenloser Sonnenenergie. Durch die Speicherung der Wärme mittels gedämmter Wassertanks kann die Sonnenenergie ganzjährig für Warmwasser und Raumwärme genutzt werden. Im Winter unterstützen kleine Kamin- oder Pelletsöfen. Rahmenkriterien für das Sonnenhaus sind eine gute Wärmedämmung, mehr als 50 Prozent solare Deckung von Heizwärme und Warmwasser sowie Zuheizung nur durch regenerative Energiequellen wie Holz.
Der Begriff wurde vom Sonnenhaus-Institut in Straubing (D) geprägt. Das erste vollumfänglich mit Sonnenenergie beheizte Wohnhaus Europas wurde 1989 Oberburg in der Schweiz errichtet.

Plusenergiehaus

Das Konzept des Plusenergiehauses entspricht im Wesentlichen dem des Passivhauses. Durch die Nutzung von erneuerbaren Energien wie Photovoltaik, Solarthermie oder Geothermie wird jedoch insgesamt eine positive Energiebilanz erreicht, sprich ein Überschuss an Energie erzeugt. Die benötigte Energie für Heizung und Warmwasser wird im oder am Haus selbst gewonnen.
Ist die Bilanz ausgeglichen spricht man von einem Nullenergiehaus. Gebäude die keinerlei externe Energie benötigen gelten als energieautark.
Weltweit sind seit den 1990er Jahren mehrere hundert Plusenergiehäuser verwirklicht worden.