Zum Thema lesen Sie bitte unbedingt auch den Fachkommentar von Robert Lechner!
Um die schlimmsten Konsequenzen des Klimawandels zu verhindern, gilt es die globale Erwärmung bei 1,5 Grad Celsius zu stoppen bzw. mindestens unter zwei Grad zu halten. Mit dem Klimaschutzabkommen von Paris 2016 gibt es dazu erstmals ein weltweites Agreement. Ob entsprechende Maßnahmen noch rechtzeitig gesetzt werden können und diese auch ausreichen, steht auf einem ganz anderen Papier.
Auch in Österreich sind rasche politische Maßnahmen erforderlich, soll die Energiewende gelingen. Gefordert sind einerseits der 100-prozentigen Umstieg auf erneuerbare Energieträger bis spätestens 2050, andererseits die Eindämmung des Heizwärmebedarf durch gesteigerte Energieeffizienz der Gebäude um mindestens 30 Prozent bis 2030 sowie 50 Prozent bis 2050.
Einsparung durch Energieffizienz
Im Bereich der Haushalte stellt die Raumwärme mit rund zwei Dritteln des heimischen Endenergieverbrauchs im Jahr 2014 die wichtigste Energienutzung dar. Zugleich ist der Gebäudesektor neben dem Verkehr jener Bereich, der überhaupt entscheidendes Handlungsspielraum bietet. Denn es stehen Österreich – wollen wir die Klimaziele erreichen – künftig insgesamt nur 8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent zur Verfügung. Von Einsparungen zeigt sich bisher jedoch nichts: Zwar blieben die Verbrauchswerte im letzten Jahrzehnt halbwegs stabil, 2014 lagen sie jedoch abermals um vier Prozent über dem Niveau von 2005.
Der wesentliche Faktor bei der Einsparung von Heizenergie ist die thermische Sanierung des Altbestandes an Gebäuden. Auch hier ist keine Bewegung erkennbar. Die Sanierungsrate der letzten Jahre lag deutlich unter einem Prozent. Das bedeutet, dass es 70 bis 100 Jahre dauert, bis alle bestehenden Gebäude thermisch saniert wurden. Politische Signale der letzten Monate lassen sogar Rückschritte beim Klimaschutz erkennen: Der Mittel des Sanierungsschecks wurden abermals gekürzt, einige Länder kehren weitgehenden ökologischen Kriterien bei der Wohnbauförderung den Rücken.
Umstieg auf Erneuerbare
Und auch beim Energieträgermix zeigen sich nur mäßige Tendenzen weg von den fossilen Brennstoffe Öl und Gas. Zwar wird in Österreich inzwischen verstärkt klimaneutral mit Holz geheizt (27,5 Prozent im Jahr 2014, Statistik Austria), jedoch stieg die Nutzung von Gas in den letzten Jahren sogar an (22,8 Prozent) und auch Heizen mit Öl (19,9 Prozent) ist längst nicht aus den Haushalten verbannt. Im Gegenteil: Vielfach wird der Wechsel zu einer neuen Ölheizung sogar immer noch gefördert. Erst mit deutlichem Anstand folgen Fernwärme (14,6 Prozent), Pellets & Co (6,2 Prozent), Strom (5 Prozent), Wärmepumpen (2,2 Prozent) und Solarwärme (1,3 Prozent). Und selbst Kohle wird noch zum Heizen genutzt, wenn auch mit 0,6 Prozent nur noch gering.
Energieversorgung Österreichs
Der gesamte Bruttoinlandsverbrauch Österreichs setzt sich nach aktuellsten Zahlen (Jahr 2014) wie folgt zusammen: Öl (36,6%), Gas (19,5%), sonstige Erneuerbare (19,5%), Wasserkraft (10,7%), Kohle (9,1%), brennbare Abfälle (2,1%). Die inländische Primärenergieerzeugung trägt derzeit nur mit 37,1 Prozent zur Deckung des Bruttoinlandsverbrauches bei.
Die Grafik zeigt Primärenergieerzeugung, Energieimporte und Gesamtenergieverbrauch in Petajoule PJ, 2014 (ohne Exporte). Dies ist eine Darstellung der Gesamtsituation in Österreich – nicht zu verwechseln mit Teilbereichen wie Endkonsumenten- oder Stromerzeugungsstatistiken. Inkludiert sind hier auch Verbrauche von Industrie etc.
Energieträger im Vergleich
Eine Analyse des wissenschaftlichen Dienstes des deutschen Bundestages „CO2-Bilanzen verschiedener Energieträger im Vergleich“ kommt zu folgendem Schluss: „Zusammenfassend bleibt zunächst festzuhalten, dass zuverlässige Auskunft über die „Klima-Freundlichkeit“ verschiedener Energieträger nur von vollständigen Lebenszyklus-Analysen zu erwarten sind, die neben dem Betrieb des Kraftwerks auch die Rohstoffgewinnung, den Kraftwerksbau und die Entsorgung möglicher Rückstände berücksichtigen. Doch auch im Rahmen solcher Analysen hängt die CO2-Bilanz jedes Energieträgers in gewissem Maße von den detaillierten Bedingungen der Herstellung, des Kraftwerksbetriebs und weiteren Umständen ab. Genaue (absolute) Zahlenwerte – sei es für die emittierte CO2-Menge pro erzeugter Kilowattstunde Strom oder für Energie-Rücklaufzeiten – sind daher nur begrenzt zuverlässig. Mit größerer Sicherheit lässt sich jedoch eine (relative) Rangfolge der „klimafreundlichsten“ Energieformen angeben. Diese weist einen Rest an Unsicherheit nur in der „Spitzengruppe“ auf, wo nicht immer einfach zu entscheiden ist, welche von zwei CO2-armen Energiearten tatsächlich die CO2-ärmere ist. Zu dieser Spitzengruppe zählen diverse Formen der erneuerbaren Energien, aber auch die Kernkraft.“
Die österreichische Energieagentur kommt bei Ihrer Öko-Bewertung der Heizmaterialien zu folgendem Schluss: „Eindeutig am emissionsärmsten sind die untersuchten Biomassesysteme auf Basis von Scheitholz oder Pellets. Die höchsten CO2-Emissionen weisen die auf fossilen Energieträgern basierenden Öl- und Gas-Brennwertsysteme auf. Gegenüber Scheitholz liegen die CO2–Emissionen des Öl-Brennwertsystems um bis zu 43-fach höher (bis zu 10 t CO2/a). Ähnlich wie bei den Voll- und Energiekosten spielt auch hier die thermische Qualität des Gebäudes eine wichtige Rolle. Im Vergleich zum thermisch unsanierten Gebäude liegen die jährlichen CO2-Emissionen des thermisch sanierten Einfamilienhauses im Durchschnitt um 45 % niedriger, beim Neubau sogar um 56 %.“
Aufgrund vorliegender Bewertungen können die Heizsysteme bzw. Energieträger wie folgt eingeteilt werden:
Ökologisch sinnvolle Heizsysteme
Hocheffiziente Fernwärme bzw. mit Biomasse
Wärmepumpen mit Ökostrom
Elektroheizung mit Ökostrom
Solaranlage
Holz, Pellets etc.
Ökologisch mäßig zufriedenstellende Heizsysteme
Fernwärme allg.
Wärmepumpen mit Strommix
Ökologisch abzulehnende Heizsysteme
Brennwert-Gasheizung
Ölheizung
Elektroheizung mit Strommix
Kohleofen
Hinweise zur Wahl des Heizsystems
Fernwärme
Nützen Sie einen vorhandenen Fernwärmeanschluss ans Biomasseheizwerk. Damit heizt man platzsparend und bequem zu gleichen Vollkosten wie mit einem eigenen Heizkessel. Entscheidend bei der Fernwärme sind aber die zur Energieerzeugung genutzten Materialien. Nicht immer wird in den Anlagen Biomasse verbrannt. In der Regel werden hier aber ökologisch sinnvolle Synergien mit Abfallwirtschaft oder Industrie genutzt. Zu kritisieren ist die Einschränkung eines Anbieterwechsels. Hocheffiziente Fernwärme mit Kraftwärmekopplung KWK gilt als ökologisch sinnvoll, wenn sie zur Stromproduktion bei gleichzeitiger Abwärmenutzung verwendet wird.
Holz & Co
Alle Arten von Holzheizungen sind von den Energiekosten her günstig und ökologisch empfehlenswert. Zu bedenken ist jedoch auch die Herkunft der Biomasse. Holz oder Pellets mit langen Transportwegen verursachen zusätzliche CO2-Emissionen. Zudem muss eine volkswirtschaftlich stark zunehmende Nutzung in Hinblick auf Ressourcenschonung skeptisch betrachtet werden.
Eine moderne Holzheizung kann vollautomatisch arbeiten, wenn ein Lagerraum vorhanden ist. Es gibt sie als Stückholzheizung, Pelletheizung oder Hackschnitzelheizung. Hackschnitzel sind aber nur bei Gebäuden mit hohem Energiebedarf rentabel.
Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung
Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung sorgen rund um die Uhr automatisch für frische, reine und angenehm temperierte Luft. Korrekt ausgeführt sind sie zugfrei und lautlos. Der Einbau qualitativ hochwertiger Anlagen bringt viel Komfort und spart Energie.
Wärmepumpen
Bei strombetriebenen Anlagen wie Wärmepumpen gilt natürlich die Nutzung von echtem Ökostrom, um entsprechen ökologisch positiv bilanzieren zu können. Strom ist die hochwertigste Energieform, die angesichts des wachsenden Verbrauchs sparsam einzusetzen ist. Wärmepumpen brauchen gerade im Winter Strom, wo er großteils aus fossilen Quellen stammt und importiert werden muss. Nur effiziente Wärmepumpen, die etwa viermal so viel Wärme erzeugen wie sie an elektrischer Energie brauchen, sind ökologisch empfehlenswert.
Auch Wärmepumpen arbeiten mit erneuerbarer Energie, da sie einen Teil der Energie aus der Umwelt beziehen, also zum Beispiel aus der Luft oder dem Erdreich. Wärmepumpen laufen nur bei niedrigen Vorlauftemperaturen und deshalb nur in gut gedämmten Häusern effizient. Generell sind Erdreich- oder Wasserwärmepumpen effizienter als Luftwärmepumpen. Luftwärmepumpen sind aus diesem Grund nur für Häuser der Energieeffizienzklasse A und besser empfehlenswert.
Stromheizungen
Der Einbau von Stromheizungen als Hauptheizsystem ist etwa in Niederösterreich laut Bauordnung verboten. In jedem Fall sollte nur echter Ökostrom Anwendung finden.
Solaranlagen
Thermische Solaranlagen eignen sich besonders gut zur Warmwasserbereitung, aber auch zur Heizungsunterstützung. Dazu kann auch ein großer, thermisch isolierter Wassertank als Speicher genutzt werden.
Bauteilkativierung zum Wärmen und Kühlen
Massivbaugebäude können die Betonmasse zur Speicherung von Wärme und auch Kälte nutzen. Dazu werden vorzugsweise in der Decke Wasserleitungen verlegt, die entsprechend des gewünschten Raumklimas für anhaltende Wärme oder Kühlung sorgen. Inzwischen kann das System auch mit Wind- oder Solarkraft genutzt werden.