Gesundes Raumklima erfordert Planung

Kommentar von Wolfgang Kradischnig, IG Lebenszyklus Hochbau

Gesundes Raumklima erfordert Planung

„Ein Großteil der Menschen verbringt über 90 Prozent des Tages in geschlossenen Räumen. Sei es in den eigenen vier Wänden, im Büro oder unterwegs im Auto, im Bus oder in der Bahn. Dabei ist den wenigsten bewusst, welchen Schadstoffen und den damit verbunden gesundheitlichen Auswirkungen man dabei häufig ausgesetzt ist. Der uns umgebende Raum beeinflusst unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit maßgeblich. So können schadstoffbelastete Baustoffe, geringe Luftfeuchte und unzureichende Frischluftzufuhr unter anderem Kopfschmerzen, Übelkeit, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Reizung der Schleimhäute, Schnupfen, Asthma, Schlafstörungen, Ekzeme und Allergien hervorrufen.

Frühzeitig vorausdenken für ein „gesundes“ Gebäude

Es ist eine grundlegende Aufgabe von Architekten, bei Bauherren und Nutzern ein Bewusstsein für diese Thematik zu schaffen. Wichtig ist z.B. zu verstehen, welche weitreichenden Auswirkungen die Baustoffwahl darstellt. Es geht dabei um viel mehr als nur um Optik, Haptik oder den Preis. Es geht auch um die gesundheitlichen Auswirkungen dieser Entscheidungen. Denn auch heute noch beinhalten viele Baustoffe schädliche Bestandteile in gesundheitsgefährdenden Ausmaßen.

Dabei geht es nicht allein um die Baustoffe mit denen der Nutzer im Betrieb unmittelbar in Berührung kommt, wie z.B. Wand-, Decken- und Bodenbeläge, sondern etwa auch um Grundierungen oder Klebstoffe. Viele handelsüblichen Klebstoffe für Bodenbeläge enthalten flüchtige organische Verbindungen, sogenannte VOCs. Was viele Menschen nicht wissen ist, dass diese über Jahre stetig ausdampfen und vielfach körperliche Beschwerden hervorrufen. Zudem stehen einige dieser Stoffe sogar im Verdacht krebserregend und hormonell wirksam zu sein. Eine Möglichkeit zur Vermeidung dieser Klebstoffe ist es, frühzeitig in der Planung alternative Verlegetechniken für Böden – wie z.B. die schwimmende Verlegung – zu diskutieren. Sollte das nicht möglich sein, ist auf einen emissionsarmen und geprüften Klebstoff zurückzugreifen.

Natürliche Materialien für ein besonderes Raumklima

Die Innenraumluft kann aber auch ganz bewusst bereits in der Planung positiv beeinflusst werden, indem natürliche, schadstofffreie Materialien, wie Holz, Schafwolle und Lehm verwendet werden. Viele natürliche Baustoffe haben zudem die Eigenschaft raumluftregulierend zu wirken und Schadstoffe, wie zum Beispiel Formaldehyd oder Feinstaub, zu binden.

Diese Beispiele machen deutlich, dass eine lebenszyklusorientierte Planung, die über die Betrachtung von Errichtungskosten hinausgeht und sich auch mit der Nutzung sowie der Weiterverwertung von Gebäude- oder Bauteilen beschäftigt enorm von Bedeutung ist, um ein gesundes Wohn- und Arbeitsumfeld zu schaffen. Das wird durch einen integralen Planungsprozess sichergestellt, in dem von Anfang an alle wichtigen Experten der verschiedenen Lebenszyklusphasen am Prozess beteiligt sind.“

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