Ökologische Notwendigkeit

Mit Fortschreiten der Industrialisierung sind weltweit deutliche Veränderungen des Klimas zu beobachten, stellen 240 WissenschafterInnen gemeinsam im aktuellen „Österreichischen Sachstandsbericht Klima“ fest: Die Temperatur ist beispielsweise im Zeitraum seit 1880 im globalen Mittel um fast ein Grad Celsius gestiegen. In Österreich betrug die Erwärmung nahezu zwei Grad Celsius, die Hälfte davon ist seit 1980 eingetreten. Diese Veränderungen wurden überwiegend durch die anthropogenen Emissionen von Treibhausgasen (THG) sowie andere menschliche Aktivitäten, welche die Strahlungsbilanz der Erde beeinflussen, verursacht. Ohne umfangreiche zusätzliche Maßnahmen zur Emissionsvermeidung ist bis zum Jahr 2100 im globalen Mittel ein Temperaturanstieg von 3–5 Celsius im Vergleich mit dem ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts zu erwarten.

Klimaszenario Österreich

Das aufgrund des Klimawandels realistische Zukunftsszenario zeichnet der heimische Sachstands-Bericht wie folgt: Ein weiterer Temperaturanstieg in Österreich ist höchstwahrscheinlich. Im 21. Jahrhundert ist eine Zunahme der Niederschläge im Winterhalbjahr und eine Abnahme im Sommerhalbjahr zu erwarten. Die möglichen ökonomischen Auswirkungen des in Österreich erwarteten Klimawandels werden überwiegend durch Extremereignisse und extreme Witterungsperioden bestimmt. Sprich: Vermehrte Hitze- und Dürreperioden sowie extreme Niederschläge sind zu erwarten. Das Fazit der Autoren: „Ohne verstärkte Anstrengungen zur Anpassung an den Klimawandel wird die Verletzlichkeit Österreichs gegenüber dem Klimawandel in den kommenden Jahrzehnten zunehmen“.

Schadenspotential durch Klimawandel

Die Studie COIN (Cost of Inaction – Assessing Costs of Climate Change for Austria) hat den durch den Klimawandel bedingten Schaden für die österreichische Volkswirtschaft errechnet. Untersucht wurden lediglich jene Auswirkungen des Klimawandels auf Österreich, die auch in Österreich ihren Ausgang nehmen. Das Ergebnis: Die wetter- und klimabedingten Schäden belaufen sich bereits heute in Österreich auf jährlich durchschnittlich rund eine Milliarde Euro. Die quantifizierbaren Gesamtschäden – von Land- und Forstwirtschaft bis Tourismus – werden zur Mitte des Jahrhunderts insgesamt jährlich durchschnittlich 3,8 Mrd. bis 8,8 Mrd. Euro ausmachen. Zum Thema Bauen: Ein 100-jährliches Hochwasser wird zur Mitte des Jahrhunderts allein zu Gebäudeschäden in Höhe von 4 bis 7 Mrd. Euro führen, zum Ende des Jahrhunderts in Höhe von acht bis 41 Mrd. Euro.

Strategien & Nationaler Plan

Einen der wesentlichen Hebel bei ökologischen Strategien stellen Energiesparmaßnahmen dar. Gebäude verursachen 32 Prozent des Endenergiebedarfs und ca. 40 Prozent des Primärenergiebedarfs in den meisten Industrieländern. Der Großteil der Energie wird in Mittel- und Nordeuropa für Raumheizung benötigt. In Österreich trägt die Raumwärme mit 28 Prozent zum Endenergiebedarf und mit 14 Prozent zu den österreichischen Treibhausgas-Emissionen (THG) bei.
Im Rahmen eines Klima- und Energiepaktes haben sich die EU-Mitglieder zu den sogenannten 2020-Ziele verpflichtet: Diese umfassen bis zum Jahr 2020 eine Senkung der Treibhausgas-Emissionen um 20 Prozent (Österreich 16 Prozent), eine Erhöhung der Nutzung von erneuerbarer Energie auf 20 Prozent der Gesamtenergieproduktion (Österreich 34 Prozent) sowie die Senkung des Gesamtenergieverbrauchs (bezogen auf den errechneten Wert von 2020) um 20 Prozent.

Die 2002 ins Leben gerufene und 2010 aktualisierte EU-Gebäuderichtlinie besagt im Wesentlichen: Alle neuen Gebäude müssen ab 2020 „nahezu energieautark“ (Fast-Nullenergie-Häuser) sein, öffentliche Gebäude bereits 2018. Für größere Sanierungen, die über 25 Prozent der Gebäudehülle betreffen, sind thermische Mindeststandards zwingend vorgeschrieben. Zur besseren Abbildung der Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden sind zusätzliche Energiekennzahlen notwendig, die über den Heizwärmebedarf (HWB) hinausgehen. Bei Verkauf und Vermietung sind Energieeffizienz-Indikatoren anzugeben, in Österreich seit 2012 die Werte des Energieausweises.

Im Rahmen eines „Nationalen Plans“ wurden vom Österreichischen Institut für Bautechnik (OIB) für die Jahre 2014 bis 2020 steigende Mindestanforderungen an die Gesamtenergieeffizienz bei Neubau und Sanierung erstellt. Die OIB-Richtlinie 6 definiert so schrittweise im Zwei-Jahres-Takt die baurechtlichen Standards, bis im Jahr 2020 die Werte eines Niedrigstenergie-Gebäudes erreicht und somit baurechtlich gültig sind. Die Mindestanforderungen an die Gesamtenergieeffizienz können entweder über eine bessere thermische Qualität der Gebäudehülle oder über den vermehrten Einsatz von erneuerbaren Energieträgern erreicht werden.c