Thermischer Komfort & Raumluft

Vorurteile widerlegt

Schadstoffbelastung, Schimmel, schlechte Wohnraumluft – Nach wie vor gibt es Vorurteile, nachhaltiges Bauen und Sanieren wäre ungesund. Doch längst haben Studien und Untersuchungen belegt, dass genau das Gegenteil der Fall ist: Wer nachhaltig baut, profitiert auch durch gesünderen Wohnraum und gesteigertes Wohlbefinden.

Wohlbefinden durch die richtige Temperatur

Wer von Wohlbefinden im Wohnraum spricht, kommt am Thema thermischen Komfort nicht vorbei. Gemeint ist damit jener schmale Temperaturbereich, der zwischen Körperempfindungen der Blutfülle sowie des Schwitzens und dem Gefühl des Frierens liegt. Kann das thermische Gleichgewicht ohne Regulationsbemühungen aufrecht erhalten werden, so empfindet eine Person thermischen Komfort.

„Abhängig von der lokalen Kultur und dem lokalen Klima können durch angepasste Kleidung Temperaturen zwischen 16 und 32 Grad Celsius als akzeptabel angesehen werden, wie eine Auswertung von zahlreichen weltweit in verschiedenen Kulturen und Klimata durchgeführten Studien zum Wärmekomfort zeigen. Eine Umgebungstemperatur wird als „behaglich“ empfunden, wenn sich die Hautdurchblutung auf einem mittleren Niveau befindet und weder Schweißdrüsenaktivierung noch Zittern zur Regelung der Kerntemperatur eingesetzt werden müssen. Diese Behaglichkeitstemperatur hängt nicht nur von der Umgebungstemperatur, sondern auch von Kleidung, körperlicher Aktivität, Wind, Luftfeuchtigkeit, Strahlung und physiologischer Befindlichkeit ab. Die Behaglichkeitstemperatur liegt für den sitzenden, leicht bekleideten Menschen (Hemd, kurze Unterhose, lange Baumwollhose) bei geringer Luftbewegung (unter 0,5 m/s) und bei einer relativen Luftfeuchte von 50 Prozent bei etwa 25-26 Grad Celsius“, stellt dazu die Studie „Behagliche Nachhaltigkeit – Untersuchungen zum Behaglichkeits- und Gesundheits-Wert von Passivhäusern“, fest.

Energieeffiziente Gebäude sind klar im Vorteil: In ihnen kann hoher Komfort, Behaglichkeit und angenehmes Wohnklima bei minimalem Energieaufwand erreicht werden. Die Studienautoren: „Durch konsequente Dämmung werden Wärmeverluste so stark verringert, dass schon sehr geringe Wärmemengen ausreichen, um die Raumtemperatur aufrechtzuerhalten. Der Heizwärmebedarf eines Passivhauses ist daher um bis zu einen Faktor 10 geringer als beim Durchschnitt des Gebäudebestandes. Im Passivhaus bedingen die hohen Innenoberflächentemperaturen im Winter ein Strahlungsklima, welches als sehr behaglich empfunden wird. Diese hohe Behaglichkeit wird bei Häusern, die nicht mit dem Energiestandard eines Passivhauses errichtet sind, nur mit Heizkörpern unter dem Fenster, einer Wandheizung oder einer Fußbodenheizung erreicht “

Schlechte Raumluft macht krank

Ähnliches gilt für die Raumluft: Auch sie hat starken Einfluss auf das Wohlbefinden und die Gesundheit des Menschen. Durch Kochen oder Putzen beeinflussen wir die Qualität der Luft genauso wie durch Baumaterialien, Technik oder Textilien. Aus der Studie „Behagliche Nachhaltigkeit – Untersuchungen zum Behaglichkeits- und Gesundheits-Wert von Passivhäusern“: „Sogenannte schlechte Luft wird nicht durch einen Mangel an Sauerstoff hervorgerufen, sondern in erster Linie durch eine überhöhte CO2 -Konzentration. Der überwiegende Teil der NutzerInnen empfindet die Raumluftqualität als gut, wenn die CO2 -Konzentration Werte von 1000 ppm („Pettenkoferzahl“) nicht überschreitet. Die Außenluft weist eine CO2 -Konzentration von 300 ppm (bis 400 ppm in Stadtzentren, Anmerkung Redaktion) auf. Der Mensch atmet die Luft mit einer CO2-Konzentration von ca. 40.000 ppm (4 Vol%) wieder aus. Ohne Austausch mit der Außenluft steigt die CO2 -Konzentration in bewohnten Räumen schnell an. Eine erhöhte CO2 -Konzentration ist nicht unmittelbar gesundheitsgefährdend. Ab bestimmten Konzentrationen können jedoch Befindlichkeitsstörungen wie z.B. Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, Unwohlsein und Kopfschmerzen sowie Beeinträchtigungen von Leistungsfähigkeit auftreten. Eine Zusammenschau von Studien zu gesundheitlichen Wirkungen von Kohlendioxid zeigt, dass sich mit abnehmender CO2-Konzentration die sogenannten Sick-Building- Syndrom-assozierten Beschwerden (z.B. Reizungen und Trockenheit von Schleimhäuten, Müdigkeit, Kopfschmerzen) ebenfalls verringern.“