Unbestritten wirtschaftlich

Kommentar von Robert Lechner, Österreichisches Ökologie Institut ÖÖI

„Vorweg: Ich kann die Ausreden zur Unwirtschaftlichkeit von höchsten Ansprüchen an die Nachhaltigkeit und damit natürlich auch Energieeffizienz von Gebäuden nicht mehr hören. Mit Allgemeinplätzen wie „Umweltschutz ist nicht alles, es geht auch um die wirtschaftliche und soziale Nachhaltigkeit“ oder gar Werbeslogans wie „Blue is more than green“ kann ich genauso wenig anfangen.

Fakt ist – und das bleibt auch nach der Lektüre allzu wirtschaftskonservativer Studien und Untersuchungen unbestritten: Ohne Energieeffizienz gibt es kein nachhaltiges Bauen. Nicht in Zeiten des weltweit anerkannten Klimawandels, der nun sogar für die G7 und den Papst in Rom unausweichlich ist. Und die haben sich ja in den letzten Jahren nicht als die größten Umweltschützer geoutet.

Es geht also nicht mehr darum, ob der Klimawandel stattfindet, sondern nur mehr darum, wie stark oder unvorteilhaft die Konsequenzen daraus sind. Wer CO2 sparen will, baut und betreibt seine Häuser energieeffizient und mit einem möglichst vorteilhaften Einsatz von erneuerbaren Energien bei der Bereitstellung des Restenergiebedarfs. Wer Gegenteiliges behauptet, stellt sich auf die Seite derer, die schon an der mittelfristigen Zukunft kein allzu großes Interesse zeigen und denen es möglicherweise – wirtschaftlich betrachtet – eher um eine vorteilhafte Gegenwart geht.

Im Rahmen zahlreicher von uns und ganz vielen anderen Expertinnen und Experten begleiteter Neubauten und Sanierungen kommen wir zu Investitionsmehrkosten von keinem bis wenigen Prozentpunkten für nachhaltiges, besonders energieeffizientes Bauen. Dabei spielen die verwendeten Materialien für den Hochbau eine weniger wichtige Rolle, als der technische Gebäudestandard. Vereinfacht: Null- und Plusenergie braucht heute (noch!) mehr Geld als Energieeffizienz; Energieeffizienz kostet unmerklich mehr als herkömmliche Stangenware.

Entscheidend ist, wie frühzeitig und ernsthaft Nachhaltigkeit in der Gebäudeplanung berücksichtigt wird. Oder ob sie vielleicht gar nur als behübschendes Beiwerk verstanden wird. Aus meiner Sicht wird bei der Beurteilung von Gebäuden gerne die schnelle Rendite oder die Sehnsucht nach kurzer Amortisation mit Wirtschaftlichkeit im umfassenden Verständnis verwechselt. Wird Wirtschaftlichkeit aber als Maß für den rationalen Umgang mit – meist knappen – Ressourcen verstanden, dann stellt Geld (und vor allem: monetärer Gewinn) nur eine von vielen Ressourcen dar. In diesem Sinne ist den G7 und dem Papst in den nächsten Monaten und Jahren alles Gute zu wünschen.“

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