„Verabschiedet sich 2016 die Wohnbau-Förderung als Motor für Klimaschutz?“

Kommentar von Monika Auer und Inge Schrattenecker, Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik ÖGUT

Österreich ist ganz vorne mit dabei – wenn es darum geht, das Klimaabkommen von Paris zu ratifizieren. Der Umweltausschuss des Parlaments hat seinen Sanktus für die Ratifizierung im Juli gegeben. Pünktlich zur Ratifizierung des Pariser Klimaabkommens kündigen die Bundesländer an, sich bei der Wohnbauförderung (WBF) zum Thema Energieeffizienz künftig an den Bauordnungen zu orientieren und keine weitergehenden Anforderungen mehr zu stellen.
Statt die Anstrengungen zu verstärken, um das ehrgeizige Ziel, zu dem wir uns gerade vor aller Weltöffentlichkeit verpflichten, zu erreichen, ist auf Länderebene derzeit bei der Wohnbauförderung (WBF) eine andere Richtung geplant: Weil viele HausbauerInnen mittlerweile die WBF links liegen lassen, wenn sie sich ihren – aus Klimaschutzgründen fragwürdigen – Traum vom freistehenden Einfamilienhaus (EFH) erfüllen, sollen nun die Standards heruntergeschraubt werden.

Der Rückgang hätte laut eines Beitrags auf orf.kaernten.at drei Gründe:

  • den Kapitalmarkt – Geld gibt es am freien Markt günstiger als beim Land;
  • die Kontrollen der Einkommen über die Laufzeit mit drohenden Rückzahlungen bei Überschreitungen der Einkommenshöchstgrenze;
  • die hohen Energieeffizienzstandards.

Dass man „günstiger“ baut, wenn man keinen besonderen Wert auf Energieeffizienz legt, ist mittlerweile widerlegt: über den Lebenszyklus gerechnet, stellt sich heraus, dass die Mehrkosten in einem durchaus überschaubaren Rahmen liegen: je nach Bauweise und Heizsystem pro Jahr zwischen 0,24 und 3,48 EUR/m2. Zu diesem Schluss kommt eine Studie im Auftrag des Landes Vorarlberg, in der die Kosten für die Errichtung und für Energie über die Nutzungszeit beim energetisch besten Gebäude zusammengerechnet und den entsprechenden Kosten bei einem Referenzbau nach Bauordnung gegenübergestellt wurden1. Zahlreiche Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen2.
Im Paris Agreement steht aber eigentlich nicht, dass wir die Klimaerwärmung nur dann bei 2° C begrenzen wollen, wenn das billiger ist als alle Alternativen.
Kosten sind zudem nur ein Argument: Was ist mit Versorgungssicherheit, Unabhängigkeit von Energieimporten aus instabilen oder Krisenregionen, höherem Komfort, Risikominimierung bei volatilen Energiepreisen, höherer Wertschöpfung im Inland etc.?
Will man wirklich im Jahr der Ratifizierung des Paris Abkommens beschließen, die jährlich 2,9 Mrd. EUR WBF ohne Lenkungswirkung im Sinne des Klimaschutzes fließen zu lassen? Wäre es nicht zielführender, die FörderwerberInnen beim energieeffizienten Bauen UND vor allem Sanieren durch Know-how und bei der Förderabwicklung durch Vereinfachung zu unterstützen?

Porträtfotos:

Monika Auer

Inge Schrattenecker