Von der Ökonomie des nachhaltigen Bauen – oder was kostet die Zukunft?

Kommentar von Renate Hammer, Institut of Building Research & Innovation

„Allgemein beschreibt die ökonomische Nachhaltigkeit die Maximierung des monetär bewerteten Ertrags bei aufrechtem Eingang benötigter Ressourcen. Die ökologische Nachhaltigkeit befasst sich hingegen mit dem langfristigen Erhalt natürlicher Ressourcen.

Das Bauen gehört zu jenen Wirtschaftsbranchen, die unmittelbar vom Vorhandensein dieser natürlichen Ressourcen wie Boden, Wasser oder Material abhängig sind und dadurch in der Maximierung des monetär erzielbaren Ertrags limitiert bleiben. Die preisbereinigte Wertschöpfung, also die erzielte Steigerung monetärer Wertigkeit durch Transformation eingegangener Ressourcen in Endprodukte, stagniert im Sektor Bau seit gut 25 Jahren. Die Steigerung der Wertschöpfung ist nicht mit wirtschaftlichem Wachstums zu verwechseln, sie galt in dieser Hinsicht aber neben der Erhöhung der Nachfrage als treffliche Strategie. Eine Strategie die der Sektor Bau auf Grund seiner unmittelbaren und umfassenden Rückbindung an natürliche und begrenzte Ressourcen nur bedingt umsetzen kann. Hinsicht der Wertschöpfung agiert Bauen mit einer nach wie vor beträchtlichen Wirtschaftsleistung auf einem Plateau.

Damit liefert die Branche aber vielleicht einen allerersten Ansatz, wie Wirtschaft in Zukunft unter begrenztem Ressourceneingang funktionieren kann. Denn dadurch, dass wir endliche Ressourcen aufbrauchen und selbst für die Produktion und Nutzung erneuerbarer Rohstoffe und Energieträger bis dato vielfach auch endliche Ressourcen benötigen, wird sich die Frage des verknappten Eingangs endlich für alle stellen.

Die Ökonomie des nachhaltigen Bauens kann nichts mit Wachstum zu tun haben und hat es in mancher Hinsicht auch bereits nicht mehr. Nachhaltige Wirtschaft beruht auf einer Plateau-, zeitweilig wohl auch auf einer Kontraktionsökonomie, denn sämtlichen Versuche, Ressourcenverbrauch oder auch Emissionsausstoß vom Wirtschaftswachstum abzukoppeln, war bisher kein Erfolg beschieden. Nicht länger auf dies Abkopplung warten zu wollen, hat wenig mit Kulturpessimismus, sondern vielmehr mit dem Blick auf den Stand der Entwicklungen zu tun, etwa des Biodiversitätsverlusts, des Klimawandels und um ein einziges Mal den Aspekt des Sozialen zu bemühen, mit der Vergrößerung der Kluft zwischen arm und reich. Auch die Zeit ist in dieser Hinsicht eine enden wollende Ressource.

Es geht um einen Transformationsprozess unseres Wirtschaftssystems weg vom Anspruch auf kontinuierlich mehr, hin zur Identifikation echter Bedürfnisse. Um sozialromatischen Vorstellungen betreffend den notwendigen Transformationsprozess entgegen zu wirken: Weniger Nachfrage bedeutet zumindest für einige Branchen auch weniger Arbeit und damit weniger Einkommen. Auch hier wird die Frage zu stellen sein, was wir wirklich brauchen und wie das was vorhanden ist zu verteilen ist. Die Entwicklung suffizienter Wohnungen, orientiert nicht an Quadratmeterzahlen sondern an funktionaler Entsprechung, könnte hier ein möglicher Schritt sein. Die Aufwertung eines lebenswerten Außenraums als Alternative zu Funktionsleerständen im Innenraum ein anderer, adaptiver Innenraumkomfort ein weiterer, die Erhöhung der Mobilität durch Verkürzung von Wegen ein weiterer, …“

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