Wirtschaftlichkeit: Neubau

Schlüssel Energieeffizienz

Welche Gebäudearten und welche Baumaterialien sind am Wirtschaftlichsten? – Diese Frage hat u.a. die aktuelle Studie „Innovative Gebäudekonzepte im ökologischen und ökonomischen Vergleich über den Lebenszyklus“ untersucht. Das Fazit: „Da der Energieverbrauch durch die Gebäudenutzung einen wesentlichen Anteil der Umweltwirkung von Gebäuden verursacht, muss auf selbigen das Hauptaugenmerk bei der Planung und Auslegung von Gebäuden gerichtet werden. Umfassende Gesamtkonzepte sind heute auch für kleine Objekte wie Einfamilienhäuser wichtig.“ Und: „An erster Stelle im Maßnahmenkatalog muss nach wie vor die Erhöhung der Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden stehen.“

Laufenden Kosten wesentlich

Auch wenn das Ergebnis der Studie nicht eindeutig für eine oder mehrere Gebäudevarianten spricht, kann doch eine wesentliche Schlussfolgerung getroffen werden, so die Studienautoren: „Das einzig selig machende und die Welt rettende Gebäudekonzept gibt es nicht. Die reine Betrachtung der Anfangsinvestition eines Gebäudes, d.h. ausschließlich der Errichtungskosten (Herstellungskosten), schafft niemals ein korrektes Bild über die wahren Kosten eines Gebäudes. Wenngleich eine Lebenszykluskosten-Bilanzierung auf diversen Annahmen beruht, zeigt sich im Projekt ganz deutlich, dass auch hier die Gesamtkosten über die angesetzte Nutzungsdauer (50 Jahre) sehr stark von den laufenden Kosten der Gebäudenutzung beeinflusst werden.“

Entscheidender Faktor: künftige Energiepreise

Zwei Haken hat die Studie allerdings: Zu den Berechnungen wurden nur die aktuellen Energiepreise herangezogen, künftige Preissteigerungen also nicht berücksichtigt. Zudem wurde mit recht hohen Herstellungskosten kalkuliert, die – durch andere anderen Studien belegt – inzwischen unterboten werden können.
Da in den nächsten Jahrzehnten mit höheren Energiepreisen jeder Art zu rechnen ist, sind hier Gebäudekonzepte mit Schwerpunkt auf Energieeffizienz – also Passivhaus sowie Null- und Plusenergiehaus – eindeutig im Vorteil. Unterm Strich werden diese Konzepte daher auch in der Gesamtkostenbilanz günstiger, wenn sie im Vergleich nicht sogar als Preissieger hervorgehen. Eventuelle Mehrkosten relativieren sich also, in welchem Ausmaß ist aufgrund der Energiepreisentwicklung leider nicht vorhersehbar.

Von Standard bis Hightech

Fest steht: Wie jedes Produkt kostet auch ein Haus je nach Qualität und Leistung mehr oder weniger. Die unterste Kategorie des nachhaltigen Bauens und somit auch Standard-Bauweise markiert das Niedrigenergiehaus, die höchste das Plusenergiehaus, welches in der Gesamtbilanz sogar einen Energieertrag abwirft. Dazwischen finden sich die Gebäudekonzepte Passivhaus und Sonnenhaus sowie Mischvarianten ein.

Kosten für nachhaltiges Bauen gesunken

Die Studie der Universität für Bodenkultur Wien „Nachhaltigkeitsmonitoring augewählter Passivhaus-Wohnhausanlagen in Wien“ hat die Herstellungskosten im Vergleich zum Baustandard Niedrigenergiehaus gegenübergestellt. Das Ergebnis: Die Kosten für nachhaltiges Bauen sinken aufgrund technischer Entwicklungen, zumindest im mehrgeschossigen Wohnbau. Die Autoren: „Die Mehrkosten der ersten Wiener Passivhaus-Wohnhausanlagen lagen bei etwa 4-12 Prozent wobei in Zukunft durch kosteneffizientere dezentrale Haustechnikanlagen eher von einer Bandbreite von 4-6 Prozent ausgegangen werden kann.“

Die aktuelle deutsche Studie „Preisentwicklung Gebäudeenergieeffizienz“ hat dazu am Beispiel des Neubaus einer Doppelhaushälfte dargestellt, wie sich tatsächliche Kosten von 1990 bis heute im Lichte zunehmender gesetzlicher Anforderungen an die Energieeffizienz entwickelt haben – preisbereinigt über den Baukostenindex. Das Ergebnis: Zahlreiche Bauteile wie Porenbetonwand, Fenster, Dach oder Heizungspumpen kosten heute weit weniger bzw. erhält man eine weit bessere Qualität um den selben Preis. Die Autoren: „Angesichts der Ergebnisse dieser Initialstudie scheint die These von der „steigenden Energieeffizienz als natürlicher Feind des kostengünstigen Bauens“ nicht haltbar zu sein.“ Die Studie kommt sogar zu dem Schluss, dass sowohl der heutige Neubau-Standard als auch sämtliche Zukunftsstandards bei guter Planung bereits heute die niedrigsten monatlichen Kosten aufweisen können als die vergangenen Standards der letzten Jahrzehnte.

Vorarlberger Energieinstitut und E7 errechnen Wirtschaftlichkeit

Die künftigen Energiekosten mit kalkuliert haben das Energieinstitut Vorarlberg und e7 Energie Markt Analyse. In der Studie „Analyse des kostenoptimalen Anforderungsniveaus für Wohnungsneubauten in Vorarlberg“ (2013) wurden verschiedene Gebäudetypen und Kombinationen – Einfamilien- und Mehrfamilienhäuser, Massiv- und Holzbau, sowie Gas-, Pellets- und Wärmepumpenheizung – in Hinblick auf Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit über 30 Jahre errechnet und verglichen. Eingerechnet wurden die Anfangsinvestitionskosten für energierelevante Bauteile und Komponenten, Planungskosten, Wartungs- und Instandhaltungskosten sowie Energiekosten inklusive Preissteigerungen. Als Basis der Baukosten diente das vergleichsweise gehobene vorarlbergische Preisniveau.
Ergebnis: Zwar liegen die Investitionskosten der energetisch besten Varianten mit Solaranlage gegenüber den Varianten nach Baustandard Niedrigenergie und ohne Solaranlage höher, die tatsächliche Wirtschaftlichkeit zeigt sich jedoch in der Betrachtung über mehrere Jahrzehnte.

Die genannten Studien von unterschiedlichen Autoren und Auftraggebern zeigen deutlich, dass die Mehrkosten für optimal ökologisch und energieeffiziente Gebäude bei Betrachtung über mehrere Jahrzehnte egalisiert werden bzw. äußerst gering sind.

Wirtschaftlichkeit über Betriebskosten

Die Studie des Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technik BMVIT „Betriebskosten- und Wartungskostenvergleich zwischen Passivhäusern und Niedrigenergiehäusern“ aus dem Jahr 2013 verglich die realen Betriebskosten (inkl. Haustechnik) von zehn Passivhäusern und acht Niedrigenergiehäusern. Fazit: Mit jährlichen Betriebskosten von 5,3 Euro pro Quadratmeter sind Einfamilien-Passivhäuser um 2,1 Euro/m2 etwa 25 Prozent günstiger (Mehrfamilien-Passivhaus ebenfalls 2,1 Euro/m2 und 50 Prozent) als Niedrigenergiehäuser. Bei 100 Quadratmeter und einem Zeitraum von 50 Jahren beträgt die Ersparnis also 10.500 Euro – bei aktuellen Energiepreisen.

Pauschale Aussagen zur Wirtschaftlichkeit sind jedoch mit Vorsicht zu betrachten, da die Bedingungen nicht direkt miteinander vergleichbar und künftige Energiepreise schwer abzuschätzen sind. Abseits des ökologischen Faktors sind aber auch Aspekte wie Wertsteigerung der Immobilie und deutlich gesteigertes Wohlbefinden von klarem Vorteil.

Vergleichszahlen für den Heizwärmebedarf

Durchschnittlicher Altbestand: 150-250 kWh/m².a
Neubau 1999: 75-90 kWh/m².a
Neubau um 2010: Etwa 50-65 kWh/m².a
Niedrigenergiehaus: unter 55 kWh/m².a (Baustandard)
Passivhaus: unter 15 kWh/m².a (nach PHPP)
Passivhaus: unter 8 kWh/m².a (nach OIB Richtlinie 6)